Britta Phillips & Dean Wareham – L‘ Avventura :: Jetset/Zomba
Entweder sind sie gerade erst aufgewacht, oder sie singen noch im Schlaf. Britta Phillips, die Traumkatze, die knurrende Pantherin. Dean Wareham, der grau gelaunte, streng guckende Falke. Er, der mit der Band Galaxie 500 die romantische Studenten-Psychedelia entdeckte und dann, als own private Velvet Underground, Luna gründete. Sie, seit drei Jahren ebendort die Bassistin. Zwei so unglaubliche Nicht-Stars, beide 40, setzen sich selbst auf das Titelbild einer außer der Reihe produzierten Duo-Platte, suchen sechs Lieder aus dem amerikanischen Songbook, nehmen fünf eigene dazu, signalisieren: kein leichthändig heiteres Cover-Album, sondern ein Werk. Man muss Humor darin sehen, den man dem Stockfisch nicht zugetraut hätte.
Aber weil sowieso kaum einer Dean Wareham kennt, kann man unbedarft feststellen, dass seine Lou-Lee-Laune (also Reed und Hazlewood) vor allem bei den Coverversionen ganz erstaunlich wirkt. Er nimmt die Songs beim Wort, peinlich genau, kaut aus Madonnas „I Deserve It“ („Many miles, many roads I have travelled“) alles Süße heraus, singt „lndian Summer“ von den Doors so geistesabwesend, dass sich der tote Medizinmann gruseln würde. Die anderen Covers: Silver Jews, Opal, Angel Corpus Christi, das unbekannte, atemstockend melancholische „Moonshot“, in dem Buffy St. Marie 1972 Bilder von Raumfahrt und Naturvölker-Kultur gegenüberstellte und Britta und Dean sich im Synchrongesang umschlingen.
Instrumentiert ist das alles selbstverständlich als typische New-York-Cafe-Hänger-Hymne, mit vorsichtiger, kleiner Band (in der Tony Visconti mitspielt, der die Platte auch produziert hat), Hall, etwas Country-Flavour, gelegentlichem Orchester-Anflug.
Britta Phillips bringt in ihren Solo-Nummern den Sex ins Ultracoole, vor allem in „Your Baby“: „I just wanna stay sleepin‘ in your lap/ How ‚bout that?“ Und da ist er wieder, der Topos Schlaf, der direkt (im Text) oder indirekt (in der allgemeinen Schläfrigkeit) ständig präsent ist.
Mit dem Titel des wundervollen Wechselduetts „Night Nurse“ wird sogar ein Einschlafmittel aus der Drogerie explizit benannt. „L’Avventura“ ist, trotz des konzeptuellen Triumphes, genau das, im guten wie im schlechten Sinn.