But The Girl :: Eden

Die ersten vier Alben des Pop-Duos in erweiterten Editionen

In den Jahren, in denen man türkisfarbene Cocktails und dreieckige Ohrringe für eine gute Idee hielt, waren Everything But The Girl der beste Soundtrack zum Zeitgeist. Und doch stand das Duo aus Hull für deutlich mehr. Tracey Thorn und Ben Watt waren Liebespaar und Labelmates, sie mochten Cole Porter und Robert Wyatt, beide hatten gute eigene Platten produziert, bevor sie sich unter dem Slogan eines Bettenhauses („for your bedroom needs we sell everything but the girl“) zusammentaten und 1984 mit „Eden“ das ultimative Mittachtziger-Schlafzimmerpopalbum aufnahmen. Jazz – oder was man in Indie-Kreisen dafür hielt – wehte durch die Bars und Clubs, Ben hatte ein an Latin-Gitarristen geschultes Zupfen und Tracey eine tiefe, zarte, melancholische, gleichwohl sachliche Stimme; Everything But The Girl waren in ihrer Eleganz und Ernsthaftigkeit eher mit Style Council als mit Matt Bianco auf Augenhöhe. Und: „Eden“ hat die Achtziger schadlos überdauert. Auf den remasterten Aufnahmen klingt ihr wunderbares Album-Debüt sogar noch transparenter, kühler und verwehter, als man es in Erinnerung hat.

Die zwei folgenden Platten enttäuschten ein bisschen. „Love Not Money“ (***) sollte auf Hitkurs gehen und klingt etwas zu böllerig, „Baby The Stars Shine Bright“ (**) ist ein überproduziertes Unentschieden zwischen Burt-Bacharach-Orchestrierung und Western-Swing. Lohnenswert sind hier B-Seiten-Nuggets wie die hübsche Version von Patsy Clines „I Fall To Pieces“. Erst mit „Idlewild“ (***1/2) fanden sie 1988 zu alter Stärke zurück. Der Sound sparsamer, die Songs tiefer, die Coverversionen auf den Single-B-Seiten hervorragend gewählt (Danny Whittens ergreifendes „I Don’t Want To Talk About It“, das – seinerzeit nur als 7inch veröffentlicht – ein Top-Ten-Hit wurde, ist in zwei Versionen enthalten). In den Jahren danach verhielt es sich ähnlich: Auf zwei mäßige folgten zwei großartige Alben, in denen das Paar, das heute getrennt lebt, auch herbe Schicksalsschläge wie die dramatische Erkrankung von Ben Watt verarbeitete. In den vergangenen gut zehn Jahren kam dann allerdings nichts mehr. Bis Tracey und Ben kürzlich „Night Time“ von The XX aufnahmen. Ihr Geschmack ist also noch immer exquisit.

Die vier Wiederveröffentlichungen stecken in hübschen, festen Buchcovern, mit Lyrics, Linernotes und einer Bonus-CD, die jeweils B-Seiten, Outtakes und BBC-Sessiontracks enthält. Ein fairer Deal. (Soulfood) sebastian Zabel

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