Butch Hancock – You Coulda Walked Around The World :: Rainlight/Glitterhouse

Voice, guitar, foot & harmonica: Das Line-Up seiner ersten LP „West Texas Waltzes And Dust-Blown Tractor Tunes“ vor zwanzig Jahren ist auch die Besetzungsliste von „You Coulda Walked Around The World“.

Dasselbe Label, derselbe Stolz, dieselbe Autarkie. Von Stillstand kann dennoch ebensowenig die Rede sein wie von full circle. Butch Hancock, ein passionierter Musenküsser und globetrottender Aufklärer, war sich nie selbst genug. Der Mann sammelt existentielle Erfahrungen wie andere, geringere Songwriter goldene Schallplatten. Nicht im Suffoder sonst einem Sumpf, sondern in der Bewältigung selbstgestellter Aufgaben, im Streben nach Erkenntnis nämlich.

Diese Suche war es und eine innere Unruhe, die Hancock nach Terlingua trieb, dorthin, wo schon Wahltexaner Jerry Jeff Walker eine seiner besten Platten gemacht hatte. Was freilich in Hancocks Überlegungen keine Rolle spielte. Ihn zog nicht die Musik ins Niemandsland, ganz im Gegenteil. Jahrelang war seine Laden-Club-Galerie „Lubbock Or Leave It“ in der texanischen Kapitale Austin Anlaufstelle und Attraktion gewesen für Freunde und Fans, Sammler und Händler, Kollegen und hedonistische Herumtreiber. Hier war Hancock mehr Generalist als Galerist, alles in einer Person: Komponist und Kunst-Dealer, Architekt, Fotograf, Sänger sowie Impresario. Und immer öfter zwischendurch bei dem white water rafting auch Scout und Steuermann. Zuviel, wie er fand. Nicht zuletzt deshalb der Rückzug in die Kunst-kargen und Business-fernen Fiatlands. Seine futuristisch anmutenden Architektur-Entwürfe, so weiche wie wundersame Gebilde, wollte er endlich in die Tat umsetzen. Musik stand eigentlich nicht auf der Agenda.

Und nun gibt es doch ein neues Album, koproduziert mit Joe Ely, dem Jugendfreund und Mitstreiter aus Flatlanders-Tagen, voller neuer und doch so oft gehörter Hancock-Melodien und diesen unvergleichlichen Texas-Texten, in denen sich „desert sand“ auf „Rio Grande“ reimt, „dune“ auf „moon“, aber auch: „You cry at birth, you cry at death / Bite your tongue, hold your breath.“ Kontemplativer ist Hancocks Lyrik geworden, noch besonnener und, leider, stellenweise auch blumiger. Waren die Romantizismen etwa auf „Waltzes“ meist Metaphern für intensive Gefühle, so hängen sie auf „World“ hier und da nur wie Bilder an der Wand.

Schöne Bilder, freilich. Bilder also, die an Erinnerungen rühren, ohne dabei den Verstand zu beleidigen. Bilder aus dem alten Texas eben. Viva Terlingua.

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