Carter USM – Worry Bomb :: Chrysalis/EMI 832 117-2

„Worry Bombast“ wäre natürlich der ehrlichere Titel gewesen. Denn zu den Verdiensten von Carter The Unstoppable Sex Machine gehört, biestigen Punk mit poppig-orchestralen Akkord-Gebirgen vermählt zu haben. Queen des Post-Punk-Zeitalters, könnte man überhöht sagen. Weit wichtiger: Sänger und Gitarrist James Morrison sowie Gitarrist Leslie Carter, Kern-Duo der Carter-Maschine, grübeln in ihren Texten über Great Britains intellektuellen Bewußtseinszustand und gesellschaftliche Defizite.

Schließlich wurden sie ja damit berühmt. „101 Damnations“ (1989) ist und bleibt das unerreichte, wütende Standardwerk des britischen „Alternative“-Pop. Erinnert sei an „Road To Domestos“, „Twenty Four Minutes From Tulse Hill“ und vor allem „Sheriff Fatman“. „30 Something“ (1991), „1992 -The Love Album“ und „Post Historie Monsters“ (1995) haben, zugegebenermaßen, auch ihre unbestreitbaren Juwelen.

„Worry Bomb“ ist ein weiteres Zeugnis bitterer Zeitkritik, hörbar bezogen auf musikalische Irrtümer. Es klingt manchmal ungefähr so: Wenn, jetzt mal rein als These gemeint, Neil Tennant nicht mit dem Rock’n’Roll auf Kriegsfuß stünde, dann wäre „Worry Bomb“ ein Pet Shop Boys-Formelkompromiß. Oder auch eine einzige Verarsche auf die simple Ambition anderer „trendy“ Bands, bedingungslos Hits schreiben zu wollen. Es geht also, wie 1993, „Lenny and Terence“-mäßig weiter. Wunderbar britisches Understatement eben: anderen die Hölle heiß machen, aber sich selbst bitte nicht zu ernst nehmen.

„The Only Loony Left In Town“ ist ein Stück mit eingebautem Lachanfall: ziemlich entlarvende Guns N’Roses-Einfalt in der Strophe. Der anmaßend lange Ausgang zu „Ceasefire“ – mit entsetzlich jaulender Solo-Gitarre erzeugt nicht weniger eine gewisse Schamesröte bei Glam-Rock-Fans. Es ist eben dieser hinterfotzigköstliche Witz, der dieses Punk-Pop-Duo für selbstironische Rock-Enthusiasten interessant macht. Auf Qual folgt Belohnung: Carter USM plagiieren, wo sie können und unversehens taumelt der Hörer, sofern verrückt oder verlassen, inmitten eines genialen Songs.

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