Chris Eckman Harney County
Die Landschaft von Harney County, im Bundesstaat Oregon an der Westküste der USA gelegen, nahm den Musiker gefangen, nachdem er einmal dort gewesen war: karge, steinige Ebenen vor sanft geschwungenen Bergen, darüber der weite Himmel. Das ist der Traum von der Menschenleere, den Chris Eckman zu einem Album verdichtet hat. Wie Springsteens „Nebraska“ in einer Dub-Version sollte es klingen -und tatsächlich hat Eckmans Gitarrenspiel mit dem Bass von Ziga Golob und einigen Piano-Tupfern etwas Mantrahaftes.
Eckman war Gitarrist und Sänger bei den Walkabouts, die schon Ende der 80er-Jahre an Americana arbeiteten und für eine kurze Zeit die Kritiker begeisterten: „Scavenger“(1991),“New West Motel“(1993) und die Folk-Adaptionen „Satisfied Mind“(1993) sind Platten mit historischem Hintergrund und von bittersüßem Fatalismus wie der Song „Train To Mercy“. Mit seiner damaligen Partnerin Carla Torgerson nahm er als Chris &Carla einige folkloristische Alben auf. „Harney County“ entstand in einem Studio in Prag, in dem sonst Orchesterproduktionen aufgenommen werden. Hall und Leere des Raums entsprechen also durchaus der besungenen Landschaft, die Chris Eckman lakonisch evoziert – den Titel „Rock Springs“ hat er bei Richard Ford entlehnt, das Panorama bei John Ford. Einer der gescheitesten amerikanischen Songschreiber singt über eine Landschaft, die wie ein biblischer Fluch wirkt: Das ist wahrlich ein Home Run.(Glitterhouse)
Bei ihrem ersten Album war es 1991 die Plattenfirma, die alles überproduziert fand und lieber die Demos veröffentlichte, die Patty Griffin vorgelegt hatte. Die feinherbe Sängerin galt damals als größtes Talent zwischen Folk und Country, als k. d. lang sich zu Chanson und Kunstlied verabschiedet hatte. Im Jahr 2000 nahm Griffin in New Orleans, im Studio von Daniel Lanois, „Silver Bell“ auf, eine Platte, die mindestens so gut ist wie ihre früheren. In den Wirren der Umgestaltung des renommierten Labels A&M geriet die Platte in die Ablage; Patty Griffin brachte regelmäßig weitere Alben heraus, aber eine große Karriere wurde nicht daraus. Derweil übernahmen die Dixie Chicks zwei Songs, und Natalie Maines singt auf ihrem Solodebüt das atemnehmende Klavierlied „Mother Of God“. Jetzt wurde „Silver Bell“ doch veröffentlicht, überarbeitet von dem britischen Altmeister Glyn Johns. Im Americana-Genre, das von Persönlichkeit und guten Songs zehrt, ist Patty Griffin das Brill Building: Neben Balladen und Countryeskem spielt sie eine Rock-Fingerübung und singt ihre an Suzanne Vega erinnernden Traumlieder („Fragile“), die ohne Struktur auskommen.(Universal)
Wahrscheinlich könnte Dave Edmunds auch keinen zeitgenössischen Song spielen, wenn man ihn zwingen würde -er kennt einfach keinen. Auf “ Again“, der ersten Platte nach 13 Jahren, bringt der ehemalige Rockpile-Gitarrist verhallten Rummelplatz-Rock’n’Roll der Gründerzeit und interpretiert „Return To Sender“ und „Georgia On My Mind“, als wäre es 1962. Borniert zwar, aber fast schon wieder unwiderstehlich.(RPM/Cherry Red)