Collective Soul – Blender

Bei all den US-Modern-Rock-Bands kann man schon mal den Überblick verlieren und Collective Soul mit in den Matchbox 20- und Semisonic-Topf werfen. Musikalisch bestehen auch keine enormen Unterschiede, aber immerhin waren die fünf aus Georgia früher dran als die anderen und dürfen sich durchaus als Mitbegründer des Genres sehen. 1994 gelang Collective Soul mit ihrem Debüt „Hints, AUegations And Things Left Unsaid“

ein Werk, das eigentlich gar nicht modern war und trotzdem sofort geliebt wurde: Da wagte sich mal wieder eine Band an klassische Rockmusik – nicht sehr hart, aber mit genug Drive und so gefühlvoll, dass einige es rührselig nannten, und landete mit der Single „Shine“ einen Nummer-eins-Hit.

Logisch, dass Bandkopf Ed Roland danach immer so weiter machte. Immer wieder kleinere Airplay-Erfolge, immer wieder durchschnittliche Alben mit drei, vielleicht vier herausragenden Liedern. Rolands Vorbilder liegen, egal ob beim Songwriting oder Arrangieren, allerdings zweifellos in der Vergangenheit. Bei MTV landeten sie eher aus Versehen. Im Radio der 70er Jahre wären Collective Soul dagegen nicht weiter aufgefallen, außer wenn sie dann Verzerrer oder Synthesizer herausgekramt hätten. So versuchen sie heute tatsächlich, die Gegenwart zu umarmen. Oft passiert das nicht, und so bleibt „Blender“ schön unspektakulär, aber leider auch ein bisschen langweilig. Die einzelnen Songs fließen in ihrer Perfektion und ihrem Mainstream-Appeal so sehr ineinander, dass am Ende nur wenig hängen bleibt.

Und das ist auch nicht immer originelL Bei „Vent“ versucht sich Roland als Mick Jagger, bei „Perfect Day“ lässt sich kaum ein Unterschied zwischen ihm und Studiogast Elton John ausmachen. Letzterer haut zumindest mal wieder richtig in die Tasten – und singt wie in den guten alten ‚Zeiten, bevor er in zu vielen Schnulzen Prinzessinnen und andere Tote besang. Unter einem halben Dutzend potenzieller Singles sticht einem dann plötzlich „You Speak My Language“ ins Ohr, ein Song des verstorbenen Mark Sandman. Collective Soul als Morphine-Fans? Man kann es kaum glauben. Von der Verzweiflung und dem Gefühl, für immer von der Welt abgeschnitten zu sein, bleibt leider auch nicht viel übrig. Für tragische Momente sind Collective Soul nicht zu gebrauchen. In den US-Charts, zwischen Langeweilern wie Nine Days und Vertical Horizon, werden sie trotzdem gewinnen. Aber nicht gegen Creed.

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