Combustible Edison – Shizophonic!
Alle wollen mit Combustible Edison anbandeln. Brian Ferry lud die Formation ein, mit ihm durch Amerika zu touren; das Regie-Kollektiv um Quentin Tarantino bestellte bei ihnen unlängst den Soundtrack zu „Four Rooms“, einer jener schicken Produktionen, bei der sich Madonna und Lili Taylor mal wieder für einen Cameo-Auftritt gegenseitig die Haare ausreißen; und vom amerikanischen Gitarrenrocker bis zum Britpopper, von Come bis Blur, kann sich wirklich jeder auf Combustible Edison einigen.
The Millionaire, Chef der Gang und Vorzeige-Swinger, nimmt den Rummel gelassen. Schließlich ist er nicht erst gestern in seinen eleganten Nadelstreifenanzug gestiegen, um die Geschichte von Glanz und Glamour zu erforschen. Aber ein Jahr schlug sich der Mann von der Ostküste mit Miss Lily Banquette, Sängerin und Melodica-Spielerin seines Ensembles, zu Studienzwecken in Las Vegas durch, bevor das erste Album von Combustible Edison erschien. Und wenn der Erfolg ihm einen Vorteil gebracht hat, dann den, daß er nicht mehr durch Las Vegas jagen muß, sobald ihm jemand steckt, Madonna sei in der Stadt gesichtet worden. Jetzt mixt er dem Star auf einschlägigen Parties einen seiner berühmten Cocktails, um dabei über neueste Projekte zu plaudern.
Las Vegas – Stadt des Lichts und Heimat alter Helden, die in der übrigen Welt schon lange vergessen sind. 1001 Nacht und das alte Rom liegen hier an einer Straße. Das Gedächtnis dieses Ortes ist riesig, einen Selektionsmechanismus scheint es nicht zu geben. Eine große Inspiration für Combustible Edison. Auch auf „Schizophonid“, ihrem zweiten regulären Album, überführen sie den Eklektizismus der Casinos in die Musik. Eine Komposition trägt den vollmundigen französischen Titel „Object d’amour“ – um von zirpenden Sirtaki-Gkarren getragen zu werden.
Krimi-Melodien mit Surfgitarre, Hammond-Orgel-Spannung wie zur Gameshow-Gründerzeit und Walzer, die aus der „Dreigroschenoper“ stammen könnten – die Erinnerungsfähigkeit von Combustible Edison folgt einer eigentümlichen Logik. Klar, wer solche Kompositionen spielt, muß damit rechnen, unter S wie skurril abgelegt zu werden.
Doch Combustible Edison machen keine Lachnummern. Ein Kniefall vor dem Kuriosen kommt für The Millionaire, der aussieht wie der junge Billy Wilder, nicht in Frage. Die Musik seiner Band ist von dem Wissen durchdrungen, hier generell Unvereinbares nebeneinander zu stellen. So entsteht ein Zustand von Rausch und Nervosität zugleich, eben eine schillernde Schizophonie. Wirkt wie eine Nacht in Las Vegas.