Counting Crows – Recovering The Satellites

Der komische Heilige Adam F. Duritz möchte wenigstens das Gewicht der Welt auf seinen Schultern tragen. Schmerzensmann und Winselwichtel zugleich, durchleidet er zerquälte Elegien ebenso wie schnöden amerikanischen Gitarrenrock. Die Counting Crows schließen die ästhetische Lücke zwischen dem gebrochenen Ethos von R.E.M. und dem Rock’n’Roll-Pathos einer beliebigen Kleinstadt-Band. Altmodische Orgeln pumpen ihnen Patina zu. Das Album „August And Everything After“ und der fulminante Song „Mr. Jones“, der in mindestens drei stilistische Trümmer zerfallt, machte die Counting Crows in den USA berühmt Auf der Bühne gebärdet sich Duritz als verstörter Theatraliker und gibt abwechselnd Bob Dylan, Bruce Springsteen und Peter Gabriel. Charisma und Klischee.

Auch auf „Recovering The Satellites“ ist August und alles danach. Immerzu fallen Blätter, dämmert das Licht des Tages, schweben Engel und Satelliten, ist der Dezember lang (31 Tage!). Bei einer Hörprobe reichte der Manager der Künstler andächtig ein Leporello mit herbstlichen Fotos von den pittoresken Aufnahme-Sessions in einem Landhaus herum. Schau mal, da stehen sie vor der großen Tafel mit den Instrumentalparts! Es ist vieles unmöglich stilisiert und verkitscht bei den Counting Crows, der Bombast ihrer Arrangements walzt die Songs nieder, und Duritz Emotionsmaschine läßt alles zur Passion werden. Er leidet und leidet, als gäbe es Geld dafür, und seine Texte geraten immer mal wieder zu schrulligen Peinlichkeiten: „I dream of Michelangelo when I’m lying in my bed.“‚ Kein Mensch träumt von Michelangelo. Dafür träumt hier aber (im besten Song, „A Horsedreamer’s Blues“) eine Margery von den Pferden.

Nein, Duritz ist ein poetischer Luftikus und spinnert, seine Lyrik pubertär. „I wanna be the light that burns out your eyes“, jammert er in „Catapult“. „I wanna be the last thing you hear when you’re falling asleep.“ Bitte nicht mehr so Zeugs schreiben! Ansonsten: viel Atmosphäre und viel Aufgeregtheit, viel Herbst, viel Moll, viel Blah.

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