Crocodiles :: Endless Flowers
Wuchtiger Sixties-Pop, mit harten Gitarren lässig aufgehübscht
Ja, das klingt doch sehr reizend, was die Crocodiles auf ihrem dritten Album so daherschmurgeln. Und recht interessant ist es auch, weil es dem zum Quintett angewachsenen Gitarrenduo aus Kalifornien gelingt, zugleich sehr schwer und überaus leicht zu klingen. Den immer wieder gewinnbringenden Trick kennt man dabei natürlich von verschiedenen historischen Modellen.
Am Grunde ihrer Musik liegt der überstrahlte Sixties-Pop Phil Spectors, die Philosophie von süßen Melodien vor wandhoher Produktion. Offenbar, so das Cover, haben die Crocodiles auch Freude an nackten jungen Männern mit Rosensträußen – ein denkbarer Kommentar zum unterschwellig hochsexualisierten Teen-Sounds Spectors.
Wo Spector jedoch geschwollene Studio-Orchester brauchte, kommt die Wall of Sound hier von den Gitarren. Diese Idee hatten wiederum schon die Ramones, die auf diese Weise ihren rasant surfigen Punk gestalteten, und ein Jahrzehnt später Jesus and Mary Chain, bei denen sie mit dicht vernebelnden Feedbacks neu interpretiert wurde.
Den letzten Ansatz konnte man vergangenes Jahr im trügerisch zärtlichen Dreampop der Cults wiederfinden. Die Crocodiles klingen nun wie die Heavyrock-Interpretation, die Mary-Chain-Fuzzbox gleichsam hinter den Gitarren, die Ramones-Dynamik nicht auf Speed, sondern Fettheit und Lautstärke gegründet. Man könnte die Geschichte auch in Songtiteln erzählen, als „Bubblegum Trash“, der „No Black Clouds For Dee Dee“ sieht und in „Endless Flowers“ wie im Mary-Chain-Honig ertrinkt. Nichts weiter Neues natürlich, das aber sehr hübsch – hart, stumpf und lässig – aufgehübscht. (Souterrain Transmissions) Markus Schneider
Beste Songs: „Endless Flowers“, „No Black Clouds For Dee Dee“