Dave Navarro – Trust No One
Man mag sie ja normalerweise gar nicht hören, die Soloalben von Gitarristen berühmter Bands. Egal, ob sie von John Frusciante oder Richie Sanibora, Jerry Cantrell oder James Iha kommen. Die schlauen unter ihrer Zunft würden uns nie damit belästigen. Ein Solowerk von The Edge oder Peter Bück? Wohl kaum.
Bei Nave Navarro ist das alles ein bisschen anders. Er magja nun wieder beijane’s Addiction spielen und einst
den Chili Peppers ausgeholfen haben. Trotzdem scheint er im Herzen immer allein gewesen zu sein. Und er ist tatsächlich ein Songwriter! Er schreddelt nicht bloß sein Instrument, bis einem die Ohren bluten. Das macht er nebenbei mal, aber meistens stellt er die Gitarre in den Dienst der Songs. Und die kommen nicht aus Venice Beach, sondern aus dem dreckigen Herzen von Los Angeles, wo manche Rockstars ein noch erbärmlicheres Leben führen als all jene, die gerne Rockstars wären. Da erzählt Navarro von Hotelzimmern und Schlaftabletten, die auch nicht helfen. Vfon „Starfuckers“ und einer Müdigkeit, die auch durch Schlaf nicht verschwindet.
Dabei jammert Navarro nicht, er singt, und die Melodien sind auch gar nicht so traurig. Er schaut einfach auf sein Leben zurück, sieht Depressionen, Einsamkeit, verlorene Kämpfe und lässt am Ende doch die Hoffnungslosigkeit nicht gewinnen. Manchmal werden die Gitarren so wütend, dass man Angst bekommt, doch oft hält sich Navarro auch zurück, zieht das Tempo nur kurz an und kennt auch das Geheimnis einer klug eingesetzten Pause. Fast nie verfällt er in Alternative-Klischees. Selbst das Cover von „Venus In Fürs“ mag man ihm verzeihen – er hat ja bewiesen, dass er eigene Lieder schreiben kann.
Erstaunlich eigentlich, dass man bisher nie recht gemerkt hat, was der Mann alles kann. Wenn er nun noch auf den albernen Grunge-Bart verzichtet und nicht so oft mit nacktem Oberkörper posiert, dann wird aus Dave Navarro ein Songwriter, den man ernstnehmen muss.