David Axelrod
Die Frage ist, wer hin wen adelt. Ist es James Lavelle vom einst übercoolen Headshop-Label Mo‘ Wax echt eine so große Ehre, eine Platte mit dem 75-jährigen Komponisten David Axelrod aus Los Angeles zu machen? Muss Axelrod nicht selbst heilfroh sein, nachdem die Konten zuletzt hauptsächlich vom Geld gespeist wurden, das Dr. Dre oder DJ Shadow für die Samples überwiesen?
Axelrod gehört jedenfalls zu denen, die auf den Suchlisten der Nerds ebenso weit oben stehen wie in den Fahndungsbüchern der Geschmackspolizei. Neben den Produktionen für Lou Rawls ist sein bekanntestes Werk die lateinische „Mass in FMitior“, die die Electric Prunes 1968 aufnehmen mussten. Axelrod solo: genug für einen ganzen „Spinal Tap“-Füm. Ein Konzeptalbum über Umweltschutz, Händeis „Messias“ verrockt, ein Holocaust-Requiem. Die Funk-fersion von Goethes „Faust“ wurde nie fertig.
Bis jetzt. 32 Jahre später macht Axeirod es den HipHoppern nach, sampelt sich selbst (von den Acetat-Pressungen der „Faust“-Sessions) und lässt eine Geigensektion drüberspielen. Der Methusalem im Studio: James Lavelle brachte ehrfürchtig Tee und stellte alle Korrektive ab, als Axelrod aus alten Missverständnissen gleich noch zwei ganz neue Stücke bastelte. Mit höfischen Holzbläsern, Kirchenchor, Stripclub-Jazzern und einem Rapper.
Dafür zeigen die sieben JFaust“-Tracks, welch genialische Hand David Axelrod für rhythmische Detailarbeiten hat. Aus verschleppten Intros windet sich der lasziv tänzelnde Sexbeat, der in Blaxploitation-Filmen immer den Gang durch die Großstadt untermalt. Axelrod hatte damals exzellente Leute, die Bassistin Carol Kaye, Lou Morell mit tschilpender Gitarre und Breakbeat-Drummer Earl Palmer. So hat sich aus der Lohnschreiberei der Sechziger der Qub-Klang der Gegenwart entwickelt. Und wenn das irgendetwas mit „Faust“ zu tun hat, muss Pam Grier das Gretchen sein.