Deutsch Amerikanische Freundschaft – Fünfzehn neue DAF-Lieder :: Superstar
Da wollen wir doch gleich mal alle Songtexte in ihrer Gesamtheit abdrucken: „Wenn der Sherift reiten geht, reiten alle mit“ – „Ich bin tot, das ist gut. Ich rufe dich, mein Mädchen. Komm zu mir, folge mir!“ – „Zieh den Rock hoch, ich seh alles!“ – „Mädchen, ich bin so verliebt, ich kauf dir einen Satellit“ – „Es ist ein seltsamer Krieg in 16:9 und Dolby Surround“ – „Alles ist käuflich, die Lüge, die Wahrheit!“ Das waren jetzt doch nicht alle, aber genug, um hinzugehen und selber einen DAF-Text zu schreiben. Versuchen Sie es mal, es geht wirklich und macht Spaß.
Als DAF das vor über zwanzig Jahren zum ersten Mal so machten, wollten sie bekanntlich Hippies und Graswurzel-Grüne erschrecken. Beim zweiten Mal, nach ihrer Wiedervereinigung, war kein Feindbild mehr für sie übrig. Linken Akademikern brüllen Leute aus diversen Comedy Clubs seit vielen Jahren „Ficken!“ ins Ohr, für Sozialkritik in Phrasen gibt es den Ethikrat „15 neue DAF-Lieder“ sind höchstens ein Anlass zum lustigen Ringelreihen („Puh, wenigstens keine Lese-CD von Till Lindemann.“). Diese Form von Satire wäre ja sogar für die ARD zu schlapp: „Und den schönsten Sex gibt es jedes Mal nach einem sexy Überfall.“ Wahrscheinlich haben sie sich im Studio gegenseitig mit sowas erschreckt. Das ist Hippie-Shit, meine Herren. Ein Klassiker. Ein Klassiker der Idiotie.
Trotzdem, was kann man mit dieser Platte anfangen? Tanzen und froh sein, dass Gabi Delgado nicht unzurechnungsfähig im letzten Nachtbus lauert. Die Stimme hat Schlägerschweiß unter der Nase, kaut auf Kotelettknochen, stinkt ein bisschen nach Urin. Eine super Techno-Stimme. Aus dem berühmten Buch weiß man, dass die Musik für DAF vor allem Körperertüchtigung und Selbstzucht ist: Robert Görl programmiert die Maschinen streng, sparsam und treffend und hat ein paar wirklich gute Einfalle. DAF verstehen sehr wohl, wie ihr Slogan-Dance optimal funktioniert. Sonst verstehen sie nichts, nichts, nichts.
