Die Klavierspielerin – Regie: Michael Haneke

(Start 11.10.) Das Blut rinnt zwischen ihren Beinen langsam an der blendend weißen Badewannenwand herunter. Als wolle sie Leben spüren, schneidet sie sich mit einer Rasierklinge in ihre Klitoris. Das Gesicht zuckt nicht mal. Als 1983 der Roman von Elfriede Jelinek erschien, war er ein Skandal. Kühl und klug hat Haneke nun Bilder und Rhythmus seiner Adaption der Hauptfigur unterworfen. Erika (Isabelle Huppert), Klavierlehrerin am Konservatorium in Wien, ist Anfang 40 und teilt sich immer noch mit ihrer Mutter (Annie Girardot) das Bett. Kommt Erika mal zu spät nach Hause, gibt es eine Ohrfeige. Die demütigende Kontrolle leitet sie mit eisiger Autorität an ihre Schüler weiter, die sie schikaniert und seelisch quält. Sie hockt reglos in Pornokabinen, schnüffelt an Taschentüchern mit Sperma und schaut im Autokino einem Paar beim Sex zu. Dabei ist sie keine Voyeurin der Lust, sondern des Lebens, die mit der Sexualität auch ihre Persönlichkeit unterdrückt. Als sich ein Student (Benoit Magimel) in sie verliebt, lässt sie seine Gefühle ebenso wenig an sich ran wie Berührungen zu und verlangt statt dessen devote SM-Rituale. Die Huppert schält eine desperate Intensität aus Erika heraus, die sich wie ein Kind eingepanzert hat und keine Erlösung erhält. Und doch lässt einen alle Brillanz fast unberührt.

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