Drucksachen

In A Da Da Da Vida – Hollow Skai (Hannibal Verlag)

Einst leistete sich der „stern“ den ehemaligen Kostüm-Punk Hollow Skai als Pop-August in der Reaktion. Da saß er nun und ließ den Leser staunen, was man alles übersehen kann und muss. Dafür besuchte er Doro Pesch im Gelsenkirchener Barock und war schließlich so reich, dass er den Laden verlassen konnte. Seitdem belehrte er uns über die Bedeutung der Ärzte, biografierte die Scorpions und schrieb mal hier, mal da, was man von ihm verlangte. Nichts war ihm peinlich. „In A Da Da Da Vida“ hat der Vorruheständler jahrelang aus Zeitungsschnipseln und Medienmüll zusammen gesammelt: „Magische, mythische und mysteriöse Geschichten zu Pop-Songs“ sollen es nun sein. Skai geht bereits im Vorwort von der falschen Maxime aus: „Wer hört denn noch ganze Alben, die seit Einführung der Compact Disc fast doppelt so viele Songs enthalten wie zu Zeiten der guten alten Vinyl-LP, aber auch mindestens zur Hälfte aus Füllern bestehen?“ Fragt der Hollow mal so wie jeder reaktionäre Depp, der sich nicht daran erinnern will, dass LPs früher nicht selten um ein paar Hits herum zusammengemurkst wurden. Und mal vom Weißen Album gehört? Die Geschichten, unter allerlei Überschriften gezwungen, haben zwar meistens nichts mit Songs zu tun, sind aber leidlich unterhaltsam. Robert Johnson verkauft seine Seele dem Teufel, George Michael macht alles mit der Hand, Neil Young hat einen Marketing-Plan, Sinead O’Connor zerreißt ein Papstbild und (neuester Knaller!) Paul McCartney ist angeblich tot – der Chronist hat Recht mit der Vermutung, dass man seinen Schmöker an jeder Stelle aufschlagen kann, es ist egal. Nur die mythische Geschichte seiner affigen Umtaufe hat Hollow Skai vergessen. Dafür wird penibel wie kaum irgendwo die groteske neue Rechtschreibung exekutiert. 2,0

Musik und Zensur – weltweit Werner Pieper (Hg.) (Der Grüne Zweig)

Ein Kompendium für Interessierte, jedoch ist mindestens ein Interview mit Camille Paglia über Madonna und versteckte Formen der Zensur von allgemeiner Relevanz. Dazu ein Gedicht von Jello Biafra und Bestandsaufnahmen der traurigen Verhältnisse in Afrika, Asien und anderswo. 3,0

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