Duncan Sheik – White Limousine

Schwerter zu Gitarrenhälsen, Panzerfäuste zu Wattebällchen. Im fünften Album stellt sich der Verfasser delikater Lovesongs wie „Barely Breathing“ (1996) gesellschaftlichen Realitäten – auf seine Weise. „I’m worried about the world, I’m worried too about a girl, but that’s nothing new“, verkündet Duncan Sheik augenzwinkernd in „Land“. Es geht ihm also, neben dem Üblichen, diesmal auch um amerikanische Kriegspolitik und Zivilisationskritik. „Bislang habe ich solche Themen in meinen Liedern gemieden“, sagt der Buddhist aus New Jersey, „aber es gibt einen Punkt, an dem es unverantwortlich ist, so weiter zu machen.“ Ja, jetzt. Pro bono, contra malum. Gut gemeint, aber auch gut gemacht?

Völlig ironiefrei geht der 36-Jährige im Titeltrack den Chef-Gockel an, der seine Hand so gern PR-wirksam an den Knüppel legt („He likes to wear a flight suit and fly around for laughs“) – und ebenso dessen in fröhlicher Desinformation mit abschmierende Passagiere: „I guess they think it’s what we want, a smooth and easy ride.“ Das pazifistische Bekenntnis „Star Field On Red Lines“ versammelt viele bedeutungsvolle Metaphern („aprons of lead“, „empire of night“, „Christians oiled up and fed“), aber liefert es die Message ab? Sorry, nein.

Der Richard Gere des Alternative-Pop wartet nur mit ziellos irrenden und in prätentiösen musikalischen Texturen treibenden Tonfolgen auf. So viel Strings, Fender Rhodes, Dulcimer & Co. So soft singt er, zu soft. Kaum, dass die Stimmbänder ins Schwingen kommen. Und das bei einem Anliegen, das laute Empörung doch wahrhaftig vertrüge. „This machine kills fascists“, posaunte Woody Guthries Gibson. Duncans Instrumentarium feuert nur schlaffe Sahnetoffee-Salven ab. Da bleiben die doppelbödigen Liebesballaden „I Don’t Believe In Ghosts“ und „I Wouldn’t Mind“, quasi sein vertrautes Terrain, die überzeugendsten Angebote.

Immerhin kann der Hörer über die beigefügte „Yours“-DVD alle Nummern nach dem eigenen Geschmack neu mixen. Wenn er denn nicht zuvor bei diesen somnambulen Klängen eingenickt ist. Für diesen Fall: buh!

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