dvd VON BIRGIT FUSS

Die Fantastischen Vier-Was geht (Warner)

Wie dreht man eben Film über vier Typen, die sich niemals als Popstars eignen würden, hätten sie nicht zufällig großes Talent zum Rappen? Was geht: Man begleitet Die Fantastischen Vier auf Tournee, backstage und on stage, sieht sie Veuve Cliquot aus Pappbechern trinken und allerlei Schabernack treiben, aber dann auch ernsthaft im Studio arbeiten. Man befragt die Mütter und erfahrt: Thomas D war „das liebste Kind“, Smudo schon damals ein „Sabbler“, der fast zu stottern anfing, weil er immer alles auf einmal sagen wollte. Man bringt Thomas D dazu, über Jenny Elvers reden und über sein Gefühl, nie wirklich verstanden zu werden. Man lässt And.Y über das Produzieren dozieren, „Diva“ Hausmarke vor sich hin schwätzen und Smudo die Welt erklären – oder zumindest seine Wohnungseinrichtung. Das alles ist unterhaltsam, gut zusammengeschnitten und durchaus aufschlussreich. Was nicht geht: dauernd Konzertausschnitte und Videos zu unterbrechen. Dass hier kein Song komplett ausgespielt wird, ist wirklich schade. Denn am interessantesten an den Fantas ist doch immer noch ihre Musik. (3,5)

Red Hot Chili Peppers-Off The Map (Warner)

Nach vielen Monaten auf Tour ließen sich die Chili Peppers bei ihrem Abschlusskonzert in Seattle filmen. Schade nur, dass sie bis dahin immer noch nicht gelernt hatten, zusammen zu spielen. Die meisten Songs werden entweder zerfrickelt oder mit roher Gewalt durchgedroschen. Dass sich alle vier Irokesenschnitte rasieren ließen, passt: Wie Kriegsgeschrei klingt das manchmal, selbst „Under The Bridge“ wird nichts und Dylans „Subterranean Homesick Blues“ kann man kaum erkennen. Die Interviews sind ganz lustig, auch wenn alle ein bisschen zu stolz sind und zu begeistert von ihren eigenen Fähigkeiten. Immerhin bekommt man eine Ahnung davon, wie unterschiedlich die Charaktere sind: John Frusciante packt dauernd Vitaminpillen aus, Chad Smith lieber Bier und Zigaretten. Flea wirkt wie ein Alien, während Anthony Kiedis auf die Wirkung von Heilkräutern schwört. Wenn die Musik nur so amüsant wäre. (2,0)

The Doors -No One Here Gets Out Alive – Tribute To Jim Morrison (EAGLE VISION)

Jung sehen sie aus, die Überlebenden Densmore, Manzarek und Krieger. Ach so, der Film ist von 1981. Jetzt neu auf DVD, aber mit den alten Schwierigkeiten, die es bei jedem Beitrag über Jim Morrison gibt: Der Mann ist nicht zu fassen. Die Interviewausschnitte mit dem Sänger selbst sind rar, die mit den Bandmitgliedern wenig vertrauenswürdig, weil sich – von Densmore abgesehen – alle immer nur im besten Licht darstellen wollen. Jeder war Morrisons bester Freund, jeder verstand ihn, aber retten konnte ihn keiner. Dafür wird er jetzt gnadenlos glorifiziert. Am traurigsten macht einen allerdings Danny Sugarman, der als Kind Morrison kennenlernte und anscheinend nie über den Verlust des väterlichen Freundes hinweggekommen ist. Mit mehr als einem Dutzend Songs ist immerhin die Musik der Doors knapp, aber gut umrissen. Der Rest bleibt rätselhaft – vielleicht gut so. Entzauberte Mythen gibt es schon genug.(3,0)

Godsmack – Live (ICESTORM)

Die Bostoner haben sich vielleicht nach einem Alice In Chains-Song benannt, aber ihre Musik hat mit Grunge nur sehr wenig zu tun. Godsmack machen Metal und was für einen. Da kann man es schon mit der Angst zu tun bekommen, wenn man das Konzert in Worcester, Massachusetts anschaut. Sully Erna schreit sich die Lunge aus dem Leib, „Sick Of Life“ oder „Whatever“, seine Band haut derweil so heftig auf die Instrumente ein, dass man sich wundert, welch präzise Töne sie dabei noch rauskriegen- zumal der Großteil des Gigs im (Halb-)Dunkel stattfindet Viel länger als 80 Minuten halten sie das verständlicherweise nicht durch, am Ende schwindet doch die Energie. Auf Bonus-Schnickschnack wurde dann auch verzichtet. (3,0)

Formel Eins – Die Kultvideos (UNIVERSAL)

Menschen zwischen 25 und 35: Ihr wisst es, Ihr saht scheußlich aus. Szenen aus der „Formel Eins“, dem „Top Of The Pops“ des deutschen Eighties-Fernsehen, belegen es bitterlich, denn manchmal hatten die Moderatoren junge Statisten, die sich zum Glück auf dieser DVD nicht wiedererkennen werden. Die Original-Videoansagen sind nur Bonus-Material, aber das eigentliche Wertargument: Peter Illmann als jugendhaustauglicher Animateur („Der Videoüberblick aus England und den USA – na, ist das was?“), der erklärt, was Annie Lennox ist, Stefanie Tücking mit schüchternem Realschul-Englisch im Interview mit Mr. Mister, der ansteckend unlockere Kai Böcking beim Versuch, seine Texte grammatikalisch fehlerfrei aufzusagen. Der damals unantastbar großartige „Wochenshow“-Lück wird nur einmal gezeigt, was auf direktem Weg zum schweren Mangel der DVD führt: Es sind natürlich nicht die „Kultvideos“, sondern die, die leicht zu kriegen waren. Nur sechs der 20 Clips repräsentieren die knallpinken Jahre 1983 – 85, unspektakuläre Filmchen von Curiosity Killed The Cat, Womack & Womack und den Jeremy Days fressen kostbaren Platz. Kein Frankie, keine Duranies, keine Cyndi Lauper, dafür immerhin „Wouldn’t It Be Good“ von Nik Kershaw, auf dessen Anzug Fernsehbilder projiziert werden, und die Beastie Boys in der Proll-Phase. Highlights sind ABCs „Look Of Love“ und „Fade To Grey“ von Visage. Nur: Als die rauskamen, gab es die „Formel Eins“ noch nicht (2,5)

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