Elliott Murphy :: Elliott Murphy

Der Amerikaner feiert trotzig und mit milder Ironie den Rock’n’Roll.

In seiner Wahlheimat Paris organisieren sie ihrem „Last Of The Rock Stars“ inzwischen hochoffiziös Ausstellungen. Was doch mehr über die Eitelkeit französischer Lokalpolitiker verrät als über Elliott Murphys Selbstwahrnehmung. Mit 61 ist der Exil-Amerikaner selbst bei großzügiger Auslegung immer noch kein Star, aber alt genug, um die Studioaufsicht jetzt familienintern weiterzureichen. Sohn Gaspard, 20, studiert Musikproduktion, da kann mal ein bisschen Praxis beim Alten kaum schaden.

„Das erheblich zeitgemäßere Klangbild“, welches der Waschzettelschreiber darob gleich gehört haben will, konnten wir trotzdem nicht entdecken. Der typische Murphy-Sound liegt ja ohnehin jenseits irgendeiner Produktionsästhetik, in den Worten, in der Art und Weise, wie er gleich zum Auftakt im griffigen „Poise’N Grace“ Verweise auf US-Ikonen aus Film und Musik mit milder Selbstironie und scharfer Zeitreflexion versetzt: „Am I the boy in the bubble or the old man and the sea? Here’s to Frankenstein and Dracula, but their needs seem ordinary and plain when you compare them to those fanatical believers. I hear they’re always expecting rain …“

Trotzig feiert der ewige believer Murphy noch einmal „Rock’n Roll ‚N Rock’n Roll“, doch schallen die besten Songs wie „Gone, Gone, Gone“ und „Take That Devil Out Of Me“ wieder mal aus dem Tal des leisen Zweifels herauf – wo ein Mann seiner (Alters-) Klasse naturgemäß so manche Stunde gefristet hat und wo selbst mächtige Momente der Liebe nicht mächtig genug sein können.Das gut sechsminütige „Train Kept A Rolling“ als flirrendes Schluss-Manifest in eigener Sache, getragen nur von Perkussion und Gitarre, und famous last words: „This man keeps struggling to sing his own song …“ Dass Elliott Murphy das seit fast vier Dekaden geschafft hat, ist allemal mehr wert, als ein Star zu sein – egal wo. (Blue Rose)

Jörg Feyer

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