Elton John :: Peach Tree Road
Eine befreite, wieder klassische Rückschau aufs eigene Stilrepertoire
Eine schöne Überraschung war das, als Elton John vor zwei Jahren mit“Songs Front The Westcoast“ zurückkehrte zum einfachen Lied und zum schlichten, gar nicht aufgemotzen Raumklang. Das im „Ocean Way“ entstandene Album klang ganz traditionell, ganz klassisch, und selbst die neuen Lieder des alten John waren weniger gefühlsduselig, sondern nah am frühen Glanz dieser Karriere.
Es ist eine gute Nachricht, dass Elton John auch auf „Peach Tree Road“ diesen Kurs nicht verlässt Wieder sind die Drums gezähmt und ohne neumodischen Bums, und die wenigen Gitarren und Streicher links und rechts vom Piano haben eine immer klar definierte Aufgabe, anstatt bloß die Räume zuzukleistern. Die Offenheit, die fleischlichen Sounds, das Untertriebene: Es braucht nicht viel, um den Elton John von ganz früher wieder sichtbar werden zu lassen; die Lieder dazu haben sich schließlich nie grundsätzlich verändert.
Hatte man nun bei „Songs Front The Westcoast“ noch den Eindruck, dass John nicht zuletzt den Anschluss ans Zeitgemäße suchte, ist „Peach Tree Road“ ganz frei von solchen Ambitionen. Vielmehr betreibt John ein ganzes Album lang Rückschau, bedenkt mit den Worten Bernie Taupins sein Leben und durchsucht das eigene Stilrepertoire nach der dazugehörigen Musik. Schon beim ersten (und wieder besten) Song, „The Weight Of The World“, sitzt der Protagonist beim Kartenspielen in der Küche, wo ihm schlimmstenfalls die gemeine Stubenfliege die Laune verderben könnte, und ist sich selbst genug. „The weight of the world is off my back/ When we fell we got up and crawled out of the crack“, singt er mit schön altmodischer Doppelung auf der Stimme, „Excuse me if I take some comfort in that/ Happy today/ Happy to play“. Happy today, fürwahr: Das bluesig trottende „My Elusive Drug“ (so viel Inbrunst!), der Boogie „They Call Her The Cat“, der sanfte Schunkler „All That I’m Allowed“, auch der Standard „Answer In The Sky“ – überall klingt John wie einer; der keinem ab sich selbst Rechenschaft ablegen will und tatsächlich ungemein befreit die eigene Lieblingsmusik spielt. Wer wollte dem alten Mann das verwehren?