Elvis Costello & Burt Bacharach – Painted From Memory
Wenn es dämmert, kann ein wenig Licht helfen. Und bevor die Dunkelheit hereinbricht, zünden Elvis Costello und Butt Bacharach, Meister des Liedes beide, Fackeln an, die noch lange lodern werden. Die Songschreiber, so dachte man, hätten den Zenit überschritten, die Magie verlotsn.DaSongiyüus“Painted From Memory“ beweist das blanke Gegenteil: Der Gipel ist erst jetzt erklommen.
JDoes the extinguished candle care about the darkness?“ Elvis Costello singt noch einmal und letztgültig über die Liebe in diesen torch songs – und das eigentliche Wunder dieses Albums ist die Weise, in der Costello seine Stimme einsetzt: Er knödelt, quetscht und blutet, er tut der Stimme Gewalt an und schwingt sich in Höhen, die unerreichbar schienen – und der Gesang trägt. Eine „laute, kräftige Stimme“ habe der Partner, sagt Burt Bacharach lakonisch. Und baute seine majestätischen Arrangements nicht über Costetlos Vocals, sondern um sie herum. So kommt es, daß einem liebevoll belächelten Nichtsänger die imposanteste Gesangsleistung seiner Karriere gelang.
Alternde Männer über die Liebe – klingt das nicht nach letztem Aufbäumen, schalen Klischees und später Lendenlust? Jawohl, aber es ist nichts mit alledem. Denn Costello und Bacharach malen diese Szenen tatsächlich aus der Erinnerung und in dem Wissen, daß alle Liebe nichts ab Erinnerung ist und womöglich eine Sin- nestäuschung: „She b lost to me now/ But I can’t look away just yet/ Though she smiles for someone ebe/ And so thb had to be painted from memory/ Funny how looks can be deceiving.“ Ein Mann blickt zurück ohne Reue, die Geigen schluchzen wie in den schönsten Melodramen und wie Scott Walker, der kongeniale Bacharach-Sän- ger, erhebt Costello noch einmal die Stimme im Schmerz, doch ohne Hoffnung: „She b gone/ And I must accept it“ Der Chor wiederholt dies, ab wäre es ein Trost.
Früher schlug Elvis Costello zurück, in „Shabby Doll“ und „I Hope bu’re Happy Now“, furiosen Songs über Eifersucht und Wahn. Heute barmt er zum Allmächtigen in dem ehrfurchtgebietenden Lied, das die beiden Songschreiber ab erstes verfaßten und das jetzt „Painted From Memory“ beschließt – „God Give Me Strength“: „She was the light that I blessed/ 1 might as well wipe her from my memory.“ Das spricht er gravitätisch, das flüstert er beschwörend, vergeblich. Und alle Wunden offen.
Das Geheimnis, der Zauber dieser Stücke liegt in der Grandezza beider Talente: Es sind Costellos Texte, aber es ist Bacharachs Sound. Der Costello-Touch, der Bacharach-Touch. Wir sagen hier nur einmal, daß es ins Herz schneidet. Denn über die Liebe kann man ja nicht sprechen. Zu Hause hören, nachts und allein. 5,0