Elvis Costello :: Live At Hollywood High

Ein Konzertmitschnitt des frühen Costello mit The Attractions Der Anfang ist schon mal gemacht. Nach dem „El Mocambo“-Mitschnitt und ein paar auf DVD vorgelegten Konzerten dürften mit diesem am 4. Juni 1978 aufgezeichneten Tondokument zumindest die Bühnenanfänge von Elvis Costello und The Attractions hinreichend für die Nachwelt gerettet sein. Was dabei „Produced by Nick Lowe“ sein soll, bleibt zwar rätselhaft. Denn dass der dem Kollegen auch die konzertanten Arrangements für diese 20 Songs vorgeschrieben haben sollte, ist weder verbürgt noch recht glaubwürdig. Liner Notes, die Elvis Costello für solche Editionen sonst in schierer Überfülle zu liefern pflegt, findet man hier nicht, neben der üblichen Dokumentation trockener Fakten keine einzige Zeile.

Am Ende spielte die Band eine fünfminütige Version von „Miracle Man“ (eine von einem knappen Dutzend hier erstmals veröffentlichter Aufnahmen), und spätestens hier war endgültig bewiesen, was schon das von EC mit Steve Nieve am Piano musizierte „Accidents Will Happen“ gleich zu Beginn programmatisch klarstellte: Im Gegensatz zu den Kollegen von der Punk-Rock-Fraktion waren die Attractions und ihr Vor-Denker nicht der Meinung, dass man um so stilechter rüberkommen würde, je schludriger man das begrenzte eigene Repertoire auf der Bühne in aberwitzigem Geschwindschritt absolvierte. Das ist, angefangen vom Sequencing der Songs und dem damit verbundenen dramaturgischen Spannungsbogen bis hin zu den kalkulierten Wechseln in der Stimmung, schon richtiges Showbusiness, dessen Regeln Costello und Band offenbar verinnerlicht hatten. Er beschränkt die Ansagen vor den Songs auf ein Minimum, aber bei den wenigen spielt er geschickt mit den Emotionen der Fans.

Die, sollte man annehmen, waren zu diesem Auftritt in Hollywood in der Annahme gepilgert, einen zornigen jungen Mann aus England zu erleben. Und dann bietet der ihnen mitten im Konzert einen klassischen Country-Heuler wie „Stranger In The House“, mit dem er sich unerwartet als George-Jones-Fan outet. Das Publikum klatschte trotzdem nicht minder frenetisch. Auch bei „Alison“ schlüpft er in die Crooner-Rolle. Und „Watching The Detectives“ brachte es mittlerweile mit diversen Soli auf sechs Minuten.

Das große Finale dieser knapp eineinviertel Stunden – vier bislang unveröffentlichte Songs! – war da schon absolut clever kalkuliert. Bei „Waiting For The End Of The World“ demonstrierten die Attractions pures Showmanship von großer Klasse. Professioneller oder perfekter musizierte auch die Band nicht, die Otis Redding auf der Bühne begleitete. Demnächst also noch ein paar mehr solcher denkwürdigen Auftritte? Dieser ist noch um einiges hochkarätiger als der berühmte aus dem El Mocambo.

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