Falco :: DVD
„Es klingt vielleicht komisch – seit er nicht mehr ist, bin ich so ruhig und gelassen“, sagt Mutter Hölzel, die sich um Hans, als er noch war, stets Sorgen machte und der all seine Mädchen recht waren. Mutter Hölzel ist eine elegante alte Dame, vornehm onduliert, zwetschgenknödelfest und wenig sentimental. Sie sah das Leben so prosaisch wie Falco, an dessen Grab seine eigene Version von „It’s All Over Now, Baby Blue“ erklang, ein wunderbares Requiem. Noch in diesen letzten Gruß mischte sich der schnodderige Ton: „Was vorbei ist, ist vorbei“ – und: „Vergiss deine roten High Heels net…“ Anders als Bryan Ferry jüngst gelang Falco immerhin so etwas wie eine Interpretation eines Dylan-Liedes. Und auf dem Friedhof stand unbegreiflicherweise eine Kohorte von Rockern, der Falco in jedem Moment seines Lebens fernsten Spezies.
„Hoch wie nie“ ist auch die Falco-Abschlussarbeit der Videofilmer Hannes Rossacher und Rudi Dolezal, ihr „Tribute“, so steht es sogar auf dem Cover. Die Gschaftlhuber nutzten in den frühen 80er Jahren Falcos unvermuteten Aufstieg fürs eigene Fortkommen – daraus wurde etwa 1984 ein Promotion-Film in Albumlänge, „Helden von heute“, der die 80er Jahre bereits resümierte: Film-noir-Referenzen, New York, lüsterne Models, Limousinen. Industrieruinen. Die Dokumentation ist in Kapitel unterteilt und, wo nötig oder nicht, mit Off-Kommentar zugesprochen, doch laviert sie zwischen Chronologie und Thematik, zerschnetzelt die Interviews mit Unvermeidlichen wie Wickerl Adam und flicht Dummheiten von Gestalten wie Niki Lauda und Helmut Zilk ein. So begreift man beides nicht richtig: die Dramaturgie dieser Karriere und die Kunst Falcos. Von der „Kunstfigur“ ist stets die Rede, dabei ist Hölzel in seinen gedrechselten Sentenzen auf dem Sofa doch ganz bei sich selbst in seiner Angst vor Intimität und dem Bemühen, glaubhaft den charmant-alerten Kotzbrocken zu geben.
Natürlich sieht man auch die paar Ausschnitte vom Regen-Auftritt auf der Donau-Insel, 1993, und wie Falco mit seinem Bass glücklich in den Wolkenbruch geht, nachdem der Blitz eingeschlagen war und die Musiker furchtsam ihre Instrumente bedienten. Endlich liebten sie ihn in Wien. Hans war daheim. 3,5 DVD