FALCO :: Sie kommen nur sehr selten vor, diese Momente, in denen alles stimmt. Die Dunkelheit ist schon am Wiener Himmel angebrochen, als es zu regnen beginnt – das Licht der nebligen Bühne hüllt die Gesichter der 100.000 Zuschauer in tiefes Türkisblau, als Falco und seine Musiker „Titanic“ spielen. Es ist der neunte Song des Abends: „Die Titanic sinkt in Panik ganz allanig, aber gut, denn wer sich retten tut, der hat zum Untergang kaan Mut/ Decadence for you and me“ singt Falco, Erfinder des „Manhattan-Schönbrunner-Deutsch“.

Das berühmte Regenkonzert „Donauinsel Live“ zeigt Falco 1993 als heimgekehrten Charmeur, der im eigenen Land doch geliebt wurde

Während dramatische Streicher und schwere Gitarrenriffs „Titanic“ zum fulminanten Finale treiben, herrscht inzwischen auch vor der Bühne (Welt-)Untergangsstimmung. Es regnet nun in Strömen, und über der Menschenmenge spannen sich immer mehr bunte Regenschirme; trotzdem denkt niemand daran, das Konzert zu verlassen, um sich ins Trockene zu retten.

Es ist der 27. Juni 1993: Falcos Konzert auf dem Donauinselfest ist der Höhepunkt seiner „Nachtflug“-Tour und Abschluss seiner ersten Europatournee seit sechs langen Jahren. Erwartet hätte solch ein gut besuchtes Spektakel nicht jeder: Falcos geplante Tour 1988 wurde wegen zu geringem Interesse abgesagt und die Medien rechneten mit einem Flop.

Doch geradlinig war die Karriere von Falco, der mit bürgerlichem Namen Johann Hölzel hieß, zu keinem Zeitpunkt. Die gemeinsam mit Komponist Robert Ponger produzierte Debütsingle „Der Kommissar“ wurde europaweit an die Spitzenpositionen der Charts katapultierte und gilt bis heute als der erste kommerziell erfolgreiche Rap-Song eines weißen Musikers. Auch das dazugehörige Album, „Einzelhaft“, setzte sich durch. Der Erfolg seines zweiten Albums, „Junge Römer“, blieb allerdings weit hinter dem zurück, was „Einzelhaft“ an Erwartungen geweckt hatte. Falco trennte sich von Ponger und nahm mit dem niederländischen Produzenten-Duo Rob und Ferdi Bolland 1985 „Falco 3“ auf – der endgültige Durchbruch Hölzels. Die Single „Rock Me Amadeus“ hielt sich drei Wochen lang auf Platz eins der US-Charts, den zuvor noch nie ein deutschsprachiger Künstler erreicht hatte. Der auf „Falco 3“ vertretene Teil eins seiner „Jeanny“-Serie sorgte für heftige Medien-Kontroversen und noch größere Verkaufszahlen. Auf das ebenfalls erfolgreiche vierte Studioalbum, „Emotional“ (1986), folgte eine Welttournee, die ihn bis nach Japan brachte – der Status des dauerhaft etablierten Weltstars war greifbar nahe, wären da nicht Heimweh und Hölzels persönliche Einstellung gewesen: Er hätte oftmals Gelegenheit gehabt, nach Amerika zu gehen, erzählte Falco damals. Er tat es nicht, weil er die rot-weißen Streifen für das Schönste an der amerikanischen Fahne hielt.

Man glaubt, diese Heimatverbundenheit auf „Donauinsel Live“ zu spüren, wenn Falco sicher und gelassen mit „Vienna Calling“ triumphiert. Trotz des nicht enden wollenden Regens funkeln seine Augen. Das Konzert sei eine Liebeserklärung an „sein Wien“. Bei „Nachtflug“ passiert es dann: In unmittelbarer Nähe zur Bühne schlägt ein Blitz ein und legt für kurze Zeit die Technik lahm, doch die Band spielt einfach weiter, bis Regenwasser im Verstärker das Konzert schließlich beendet. So vermisst man auf „Donauinsel Live“ vor allem „Rock Me Amadeus“.

Darüber hinweg tröstet glücklicherweise die großartige Atmosphäre des Konzerts, die nicht zuletzt dank der Amateurfilmaufnahmen aus dem Publikum, die zwischen die professionellen Bühnenaufnahmen geschnitten wurden, auch fast 20 Jahre nach dem legendären „Regenkonzert“ noch spürbar ist.

Live on Stage

No. 7

„Donauinsel Live“

Falcos „Donauinsel“-Konzert ist der siebte Teil einer exklusiven DVD-Reihe, die der ROLLING STONE in Kooperation mit Sony Music präsentiert. Alle der unten aufgeführten Titel erscheinen zunächst in der limitierten Tin-Box, die Liner Notes stammen von der Redaktion. ROLLING STONE-Leser können die Gesamt-Edition für 105 Euro, Abonnenten zum Vorzugspreis von nur 99 Euro hier bestellen:

Online: www.rollingstone.de/shop

E-Mail: liveonstage@www.rollingstone

Bestell-Hotline: +49 (0)40 / 468 60 51 65

01 DAVID BOWIE: „A Reality Tour“

02 JOHNNY CASH: „Man In Black“

03 THE CLASH: „Live Revolution Rock“

04 LEONARD COHEN: „Live In London“

05 BOB DYLAN: „The Other Side Of The Mirror“

06 Eurythmics: „Peacetour“

07 FALCO: „Donauinsel Live“

08 DIE FANTASTISCHEN VIER: „Heimspiel“

09 BILLY JOEL: „Live At Yankee Stadium“

10 OZZY OSBOURNE: „Live At Budokan 2002“

11 SIMON & GARFUNKEL: „The Concert In Central Park“

12 THE HIGHWAYMEN: „Live“

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