Fink – Letzter September: Ein Auftritt der deutschen Country – Melancholiker in der Konzert-Reihe :: RETURN TO SENDER/NORMAL

Wenn die Vinyl-LP weniger kostete als anderswo, war es am Ende meistens die üble Griechenland-Pressung. Haben sie natürlich nicht dazugesagt, ein typisches Mailorder-Risiko. Damit man eine Platte wirklich gerne kauft, die man nicht in der Hand gehabt hat, muss vorher eine sanfte Form von Vertrauensbildung stattfinden (also Markenbindung, wie im globalisierten Welthandel). Daher die Single-Club-Abonnements von Rough Trade und Shifty Disco oder die Reihe Return To Sender des Bonner Labels Normal Profile für den Blindkauf.

Return To Sender, noch mal kurz erklärt: CDs, die man bei den großen Anbietern nicht kriegt, nur beim Glitterhouse-Mailorder (www.glitterhouse.de) und in 2000-er Auflage. Start 1993 mit Chris Cacavas, 1998 nach Folge 29 (Willard Grant Conspiracy) eingestellt, vergangenes Jahr mit Folge 30 (Tom Liwa) fortgesetzt. Seither Louis Tillett, Townes van Zandt, Silos, Penelope Houston, Mushroom.

Außerdem stehen in der Schnittmenge zwischen den Wunschzetteln der Label-Macher und dem, was die Künstlerverträge zulassen, verdienstvolle Editionen wie letzter September“ von Fink (Folge 36). Das Live-Album kommt als Vorschlag für die Bilanz aus vier Studio-Platten, an denen der Novelty-Stempel „deutscher Country“ unangenehm klebt: Oft ist die Fiedel dabei, die Aufnahme-Aura ist leider Heuschober, obwohl die Mitschnitte aus acht Kulturkneipen stammen.

„Restos De Uncendio“ von Migala (Folge 37, +) ist die Bewerbungsmappe einer spanischen Band, die vor allem dafür bekannt ist, dass sie oft Will Oldham begleitet hat Achteinhalb Minuten Instrumental am Anfang enthalten schon die wichtigsten Tipps: das Ätherische eines Badalamenti-Lynch-Soundtracks, die zeitvergessene Melancholie guter Pink-Floyd-Passagen, dicke Baustein-Gitarren wie Sonic Youth. Im zweiten Stück: Tindersticks-Gesang, Waits-Akkordeon. Vom Erfindungsreichtum, der den drei ersten Migala-Alben nachgesagt wird, ist nichts zu hören – solide verträumte Trägheit, die sich vor nicht den Dolch ins Herz rammt, sondern den Samstag verpennt und erst im Dunkeln aufsteht wenn der Plattenladen zu hat.

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