Fred Schneider – Just Fred :: Reprise/WEA

Hysterie und Orgeln – das waren die Markenzeichen der B-52’s. Ganz abgesehen von den Perücken. Der letzte große Erfolg der einstmaligen New Yorker Insider-Band (mit Wurzeln in Georgia) fiel jedoch alles andere als rühmlich aus. Denn zuletzt fanden sich die B-52’s in der mäßigen Steinzeit-Klamotte „Flintstones“ an der Seite von John Goodman und Rick Moranis wieder, wobei sie eine gezwungen fröhlich-aufjodelnde Version der Titelmelodie zum besten gaben. Ein Hit, immerhin, ist es geworden.

Schließlich gelang es schon nach dem frühen Tod des Gitarristen Ricky Wilson nicht mehr, an die frühen Erfolge anzuknüpfen. Besonders schade, weil die einstige Kapelle mit Schwerpunkt „Spaß“ ausgerechnet den Sprung in die auf „Fun“ abonnierte Generation der 90er Jahre nicht geschafft hat. Zwei Persönlichkeiten bildeten das Potential der B-52’s: Sängerin Kate Pierson, die Solo-Ambitionen (zusammen mit R.E.M.) nicht aus dem Weg ging, und Fred Schneider, der mit seiner außergewöhnlichen Stimme einem inneren Rhythmus zu folgen schien. Nun hat sich Schneider zu einem extremen musikalischen Richtungswechsel entschlossen. Sein Solo-Album „Just Fred“ kann jedoch trotz lärmigen Sounds kaum verbergen, wie müde Schneider geworden ist Die Sehnsucht nach „Jugend“ ist nicht zu überhören. Robert Plant umgibt sich gern mit Musikern, die gerade volljährig geworden sind, und David Bowie versuchte mit Tin Machine, dem Altern zu entgehen. Zwecklos. Krach ist nicht Vitalität Schneider benötigte jedoch gleich drei Bands: Deadly Cupcake, Shadowy Men On A Shadowy Planet und Six Finger Satellite. Dabei soll er den Musikern besonders viel „Freiraum“ zugestanden haben. Tatsächlich gehen alle elf Nummern auf die Konten der Bands, Schneider schrieb nur die Texte und sang wie gewohnt gegen den Strich. Das Ergebnis ist dennoch erbärmlich. Schon das erste Stück „Whip“ versucht es mit Punkanleihen und angedeuteten Pixies-Gitarren – und auch Freds Stimme kann den Song nicht retten. Die Sprechgesang-Nummer „Helicopter“ läßt die benötigte Coolness vermissen. Einigermaßen überzeugend ist der Aufguß von Harry Nilssons Song „Coconut“.

Schlecht beraten wurde Fred Schneider offenbar von seinem Produzenten Steve Albini, der mit Nirvana und PJ Harvey schon besser zusammengearbeitet hat und hier vergeblich die Anstrengung unternahm, einem alten Zirkuspferd neue Kunststücke beizubringen.

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