Fünf Sterne Deluxe :: Neo Now
Humor haben sie: zweite LP der blödelnden und kiffenden Hamburger
Hier ist sie nun also doch noch, die zweite LP der Hamburger Ego-Rapper um die Urgesteine Tobi und Bo. Was keinesfalls sicher war. Zu oft kursierten Gerüchte über Nervenzusammenbrüche, zerstrittene Band-Mitglieder und künstlerische Ausgebranntheit, als dass man auf das Gebilde am Sprechgesangsfirmament noch wirklich gesetzt hätte. Noch dazu sahen sich die vier Sterne („Der fünfte Stern ist bei uns ja der Fan“) den obligatorischen Ausverkaufsvorwürfen ihrer zum Teil nur mäßig erfolgreichen Mitspieler ausgesetzt. Genervt von dem ganzen Gebrummel wurde mit der Vorab-Single und dem dazugehörigen Video „Ja Ja… Deine Mudder“ erst mal die passende Antwort gegeben. Eine Kampfansage an die Neider also und durchaus nicht unberechtigt. Denn dass die Gruppe im bisweilen sehr stilarmen deutschen HipHop eine recht gute Figur abgibt, steht ja außer Zweifel. Genauso, dass mit Mario Cullmann (der mit seinem Nebenprojekt Visit Venus angenehm in Erinnerung ist) ein absolut versierter Klangtüftler hinter den Plattenspielern steht. Folgerichtig liefert die Produktion der Beats und Cuts, für die sich Cullmann gemeinsam mit Tobi verantwortlich zeigt, durch eindringlichen Minimalismus und betont eingesetzte Effekte eine gute Grundlage für die Raps. Dummerweise befindet sich ausgerechnet dort der Schwachpunkt der Platte: bei den bedauerlich platten Textinhalten. Weil außer Selbstbeweihräucherungen und gehaltlosem Gebrabbel über das Kinder-Hobby „Kiffen“ (noch nicht mal Koksen!) nicht viel zu hören ist, bleiben gelungene Momente die Ausnahme. Und auch die oft gewollte Arroganz klingt nur manchmal so gut wie auf „Champagneros“. Luxusgetränke, Suchtstoffe – das Leben, ein Genussmittel. Viel zu häufig dagegen setzt es Überfluss und Mittelmaß, wenn sich zum Beispiel ein ganzer Track namens „I Like To Smoke“ wieder nur albern mit dem Geschmauche befasst und sich noch dazu bei „Girls“ von den Beastie Boys bedient. Allzu viel dürfte beim Schreiben der Texte, trotz beachtlicher Fähigkeit zu Metapher und Wortspiel, daher nicht gelötet worden sein, sonst wären sie abwechslungsreicher ausgefallen. Aber wir reden von deutschem Rap!
Trotzdem muss man die Hamburger mehr mögen als die Deichkinder und Brote dieser Welt. Als die Preisträger beim diesjährigen „Comet“ den Bo-Hit „Türlich Türlich“ aufführten, bewegten vier Wuchtbrummen (keine unter 100 Kilo) ihre wirklich sehr großen Gesäße zum dröhnenden Bass. Dazu nur mit Strapse und BH bekleidet. Und weil das vermutlich nicht als künstlerische Aussage gedacht war: Humor haben sie.