Garbage :: Beautiful Garbage
Der dritte Versuch: Garbage rocken, aber nur Shirley begeistert
Garbage geben sich rockig. Jaulende Gitarren, krachende Riffs, donnernde Drums – hochwohlbereinigt, versteht sich. Noise gate ist gar kein Ausdruck. Nichts Besonderes bei Shirley Manson und den anderen, die es, wie man im Vorfeld dieser Veröffentlichung hörte, nach dem technischen Beinah-Overkill ihres letzten Albums jetzt trotzdem mal mit ein paar Tonspuren weniger versuchen wollten.
Das geht nicht wirklich gut Denn ein nicht unerheblicher Teil der Faszination bei Garbage besteht doch in der feinen Balance zwischen den meist klassisch zugeschnittenen Popsongs und einer dreifachen Portion Studiotechnik auf der anderen Seite. Ganz wunderbar ja, wie unverkrampft die Herren das auch als High-Tech-Backline hinter Shirley auf der Bühne immer hinbekamen. Pop-Sensibilität einserseits, Cyborg-Produktion und vollautomatisches Backing (jedenfalls im Studio) andererseits – doch goutiert wurden Garbage als Rock-Band, was natürlich stets auch an der Suffragette von Sängerin lag, die ihr Vokabular obszön aufgeladen hatte und damit die Erwartung an das zweite Album schön aufhitzte. Aber „Version 2.0“ – gewiss kein Flop und in sich nicht einmal misslungen – schickte sie zurück in die zweite Reihe. Gerüchte um ein Remix-Album erwiesen sich als Bumerang: Nun kam es natürlich erst recht nicht.
Und viel zu spät nun diese Platte. „Beautiful Garbage“ (was für ein Titel, in diesem Zusammenhang!) ächzt unter akuter Schieflage zwischen Strukturen wie vom Debüt und dem hingebungsvoll erwachsenen Habitus von „2.0“. Ein irgendwie reinrassiger Bastard, ein kleiner Köter, der nicht stinken will.
Was bleibt, ist natürlich Shirley, die’s raus und an sich reißt, dem teils arg schwächelnden Material über die Straße hilft und dem Besseren ins Licht Die Shangri-Las schlüpfen in den Cyberspace, Polly Jean Harvey schaut durchs Megafbn und Debbie Harry aus der Schalldusche. Aber es nützt nichts, es ist zu viel Kalkül und zu wenig Herz, Asepsis regiert. „Beautiful Garbage“ wäre „Plastic Letters“, wäre der Trommler ein obsessiver statt eines Technodelic wie Butch Vig und die Sängerin weniger genau. Dann wären Garbage Blondie. Aber das ist reine Spekulation.