Gene Clark – Gene Clark : Clarks Meisterwerk von 1972 endlich in neuer Auflage mit Zugabe :: A & M/Polydor

Vom Kollegen Roger McGuinn beneidet und gemobbt, von keinem Geringeren als Bob Dylan bewundert ob seiner Songschreiber-Qualitäten und dieser wunderbaren Stimme, war Gene Clark vielleicht tatsächlich ein wenig der Herr Merkwürden, als den ihn Chris Hillman in vielen Jahren der Zusammenarbeit betrachtete. Er wollte halt kein Rock ’n‘ Roll-Star werden, hatte ganz andere Visionen, als er den Bettel bei den Byrds hinwarf, die er mit so vielen erstklassigen Songs beliefert hatte. Egal wieviel Lob man ihm für das Solo-Debüt mit den Gosdin Brothers oder für die wirklich phantastischen musikalischen Expeditionen mit Doug Dillard zollte: Den Ruhm und mehr Geld heimsten die anderen Ex-Byrds im Lauf ihrer Karrieren ein.

Dass „White Light“, nach mehrjähriger Studio-Abstinenz vonjesse Ed Davis produziert und mit erstklassigen Cracks (darunter Ben Sidran, Gary Mallaber und Chris Ethridge) eingespielt, im ROLLING STONE 1971 als das Album gepriesen wurde, das er immer schon in sich hatte, nutzte auch nicht vieL Das war subtile OhrwurmKultur; die sich nicht aufdrängen mochte, und wenn nachträglich manchmal behauptet wurde, das sei „Gene Clark at his most Dylanesque“ gewesen, dann weil manche der melancholischen Balladen in der Qualität mühelos den Vergleich mit einigen von „The Freewheelin‘ Bob Dylan“ aushalten. Songs wie „One In A Hundred“, „The Virgin“, „Where My Love Lies Asleep“ (seine Antwort auf „Girl From The North Country“?), „For A Spanish Guitar“ oder das an die turbulenten Reisen mit Dillard erinnernde „White Light“ (als „Newgrass“ wurde das dann damals bezeichnet) gehören zu den geschliffensten Songjuwelen in seinem Katalog. Und auf welchem kreativen Höhepunkt er damals schrieb, belegt nicht zuletzt die Tatsache, dass drei Outtakes qualitativ nicht im mindesten abfallen.

Genau genommen waren das alles traurige und lauter letzte Lieder – von besagtem Bluegrass-Intermezzo mal abgesehen. Dass ausgerechnet „Tears Of Rage“ und „Stand By Me“ die Cover-Versionen waren, die er damals unbedingt aufnehmen musste, spricht Bände. Hoffentlich baggert der gute Sid Griffin, der auch hier wieder die Liner Notes schrieb, weiter bei A&M an und sorgt dafür, dass endlich auch Clarks letzte bedeutende Platte, „No Other“, in sehr gutem Remastering erscheint. Griffin bescheinigt Clark schon mal, er sei auch ein „netter Mensch“ gewesen.

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