Gene Simmons :: A**hole

Überraschend vielseitiges Solowerk der geschäftstüchtigen Kiss-Zunge.

Schlappe 26 Jahre nach seinem ersten Soloalbum legt Gene Simmons jetzt nach. Der erste Song klingt so nach Kiss, dass man sich fragt, was das soll. Aber „Sweet & Dirty Love“ ist ja auch von 1977; danach geht es spannender weiter. Simmons, der ewig blutspukende und Zunge rausstreckende Bassist, der skrupelloseste Geschäftsmann im Rock, nennt seinen Musikgeschmack „eklektisch“. Und das hört man tatsächlich.

Das relativ werkgetreue Cover von The Prodigys „Firestarter“ braucht zwar kein Mensch. Aber schon „Weapons Of Mass Destruction“ überrascht mit finsterstem Gedröhne, weshalb „Waiting For The Morning Light“ danach umso überraschender klingt. Simmons versucht, richtig zu singen. Geht zwar nicht, ist aber rührend. Die Melodie hat er zusammen mit Bob Dylan geschrieben. Im Ernst! Nur den Text musste er selbst zusammenbasteln, weil Bob sich angeblich mit weigerte: „Nor Mr. Kiss, you write it!“ Ein bisschen hätte er schon helfen können.

Posthum ist sogar Frank Zappa an diesem Album beteiligt:

Das Riff von „Black Tongue“ stammt von ihm, seine Familie musiziert mit Simmons eigene Sprösslinge hört man zwischendurch auch, auf „Whatever Turns You On“ sogar seine Frau, das Playmate Shannon Tweed. Außerdem die Gitarristen Dave Navarro, Richie Kotzen und Bruce Kulick. Aber all das fällt kaum ins Gewicht, denn dies ist durch und durch Simmons‘ Werk. Es geht um schöne Frauen, Arschlöcher und Rock’n’Roll. Aber auch um Hoffnungen, Träume und den Fluch, immer cool sein zu müssen.

„Dog“ müsste Cake gefallen, „Carnival Of Souls“ bedient sich bei Love (und geht leider trotzdem daneben). „If I Had A Gun“ zeigt erstaunliche Selbstironie, „I Dream A Thousand Dreams“ ist purer Kitsch. Eine beachtliche Bandbreite also. Es gibt Schweinerock und Hardrock, aber auch Seventies-Rock und Country-Rock- und viele unterhaltsame Gesangsversuche zwischen Grollen und Falsett, einige Mitsumm-Melodien und viel Drive. Definitiv mehr, als man nach den letzten Kiss-Alben erwarten konnte.

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