Glenn Hughes – Return Of Chrysial Karma

Eins ist gewiss, das hat er im Sack und das kann ihm keiner mehr nehmen: Vorzeiten hat er Tony Iommi zum einzigen wirklich einmal durch und durch

gelungenen Black Sabbath-Album verholfen: „Seventh Star“ hieß diese Vinyl-Preziose – aber ich soll ja nicht immer von den alten Zeiten reden. Also gut, Hughes‘ Neue ist trotz der ei wie hintersinnigen Initialen „R.O.C.K.“ nicht mehr oder weniger rockig als all die anderen Solo-Publikationen der letzten Jahre, auch wenn er das gerne so hätte und folglich auch gerne sagt. Da haben wir dann doch wieder diesen fruchtbaren 70er-Jahre-Hardrock-Humus, den er aber alleweil mit dem breiten Funk-Pflug beackert und anschließend den Soul darauf sät. Das hat sich bewährt, das muss man ja auch nicht ändern. Die Ernte ist mal so, mal so.

Heuer ist sie eigentlich recht zufriedenstellend. Damit kommt man über den Winter. Mehr freilich auch nicht Und das liegt nicht etwa an einer nachlassenden Potenz der Stimme, die man ja häufiger schon als „die“ Stimme im Rock bezeichnet hat. Nein, ganz im Gegenteil, die Virtuosität, mit der er alle ihm zu Gebote stehenden Vokal-Fälle selbstbewusst und bisweilen völlig übergangslos durchdekliniert, das ist immer noch einsame Klasse: Dieses aufgekratzte, angerauhte Shouting, das sich mal zur Kopfstimmen-Peitsche transformieren kann oder wahlweise auch in ein butterweiches Greinen zerfließt, das sich mit Soul-Samtheit aufbrezelt und wenn gar nichts mehr hilft noch ein fettiges Tremolo hinterherschickt… Zumal wer Hughes eine Weile nicht mehr gehört hat, lässt sich gerne beeindrucken von der schier inkommensurablen Anmutung dieses Organs.

Und dafür ist der schöne Opener „The State I’m In It“ wie geschaffen. Nicht mehr als Durchschnitt sind dann allerdings die restlichen Kompositionen. Gerade die härteren Sachen verlieren sich allzu oft in passionsloser Endlos-Rifferei – und klingen eher nach Fließbandarbeit als filigraner Einzelanfertigung. Tony Iommis neuerliche Kollaboration mit Hughes, „Gone“, trat der alte Fuchs denn auch großherzig an seinen Freund ab – und wir verstehen gleich, warum. Obwohl auch hier eine strahlend schöne Choruspartie das Stück vor der gänzlichen Bedeutungslosigkeit bewahrt und die allgegenwärtige Schweineorgel wie ein hungriger Magen knurrt. Die reinrassigen Funk-Stücke („It’s Allright“) und die seelenvollen Balladen („Angela“ & „Days Of Avalon“) kommen besser, aber auch nur, weil Hughes hier mehr Raum hat Und der Neuzugang Joakim J. Marsh an der wunderbar anachronistisch klingenden Stratocaster hat durchaus ein paar gute Momente, ergeht sich im ganz schönen Instrumental „Owed To J.“ sogar in gekonnter Jeff-Beck-Kolportage. Nur zwingend ist das nicht.

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