Guano Apes :: Don’t Give Me Names
Auf der Suche nach dem Hit: Auf der zweiten LP wird nichts gewagt.
Es ist ein Kreuz mit dem Crossover. Da schreibt man einen Song, der zufällig jedem „VIVA“-Zuschauer und seiner großen Schwester gefällt, und schon steckt man mitten im Glaubwürdigkeits-Schlamassel. Der ernst zu nehmende Rockfan traut sich nicht mehr zuzugeben, dass er diese Band mag, und gibt spätestens dann auf, wenn er beim Konzert von einem Dutzend schreiender Teenager überrannt wird. Dog Eat Dog können ein Lied davon singen.
Wenn nun ein Video so oft gezeigt wird wie „Open Your Eyes“ von den Guano Apes, dann ist es auch hier zu Lande nur eine Frage der Zeit, bis der Spott folgt und man weder die winzigen Tops von Sandra Nasic sehen noch I deren Geschrei länger hören wollte. Etliche Festivals hielt das Quartett noch durch, dann war erst einmal Ruhe. Noch mehr Präsenz wäre wahrscheinlich tödlich gewesen. Außerdem braucht man Zeit, um den nächsten Chart-Zug vorzubereiten.
Der Nachfolger von „Proud Like A God“ wurde dann leider doch genau so, wie zu erwarten war, nämlich kein bisschen anders ab das Debüt Im Grunde schreiben die Apes sowieso immer nur einen Song. Der ist zwar ganz gut, aber auf Dauer ist es doch etwas eintönig, wenn man bei „Innocent Greed“ spontan den früheren Hit „Rain“ anstimmen möchte. Lediglich der Track „Gogan“ weicht mit seinen Videospiel-Klängen etwas von der Norm ab. Die Versuche einer Power-Ballade gehen dagegen gänzlich daneben: „Living In A Lie“ schleppt sich ohne Höhepunkte dahin, und bei „Too Close To Leave“ klingt Nasic fast wie Britney Spears. So verzweifelt müssen sie den Nachfolge-Hit doch nicht suchen. Mit den Tantiemen von „Proud Like A God“ im Rücken wäre sicher auch ein etwas mutigeres Album drin gewesen. Da braucht es keine Songs, die „Dödel Up“ heißen und so sinnlos wie stumpf sind.
„Perhaps we live in paradise, and maybe no one cares“, mutmaßt die Band, abenteuerlich radebrechend, in einem der besseren Stücke, „Money & Milk“. Vielleicht leben die vier Leute auch einfach in ihrer eigenen Welt und die interessiert vielleicht tatsächlich bald keinen mehr. Bewahre!