Hard-Fi – Stars Of CCTV
Eigentlich könnte man sich diesen britischen Vierer schenken. Das Info zur Platte drischt ausschließlich die üblichen Phrasen: Faselt von quälender Langeweile im Londoner Vorort Staines und der daraus resultierenden Sehnsucht nach den Lichtern der Großstadt. Es listet die üblichen Vorbilder – Curtis Mayfield. Lee Perry und die Rolling Stones – und setzt obendrein auch noch das Gerücht in die Welt, Rick Rubin habe angerufen und „Stars Of CCTV“ als groundbreaking bezeichnet. Wir erfahren, daß Hard-Fi nicht mit ähnlich klingenden Bands wie Keane oder den Killers verglichen werden wollen, sondern lieber mit Eminem: „Wir wollen Platten in den Staaten verkaufen“, wünscht sich Sänger Richard Archer. Warum also sollte man Geld augeben für das Debütalbum dieser Idioten? Weil sie trotz allem gute Musik machen. Punkt. Natürlich sind Hard-Fi ein Teil der derzeitigen Neo-Brit-Pop-Offensive und entsprechend klingen sie auch: Kaiser Chiefs, Bloc Party, Cribs – man kennt das Rezept, aber es schmeckt noch immer.
„Cash Machine“ hat ein hübsches Melodica-Intro, einen dicken Funk-Baß in der Strophe und einen hymnischen „Ein Loch ist im Eimer‘-Verweis im mitreißenden Refrain. So hard wie der Name sind Hard-Fi jedenfalls nicht. Eher Power-Pop, made in England. „Middle Eastern Holiday“ flirtet vielleicht ein wenig zu sehr mit den bekannten Eighties-Zutaten, klingt aber so schmissig – inklusive Hohohoo-Gesängen -, daß man sich das gerne gefallen läßt. Es sind Ohrwurm-Songs, die „Stars Of CCTV“ zu einem unterhaltsamen Album machen. Der Refrain von „Tight Up To Tight“ geht „Nananananaaa“ und ist … unwiderstehlich. Der Sound dieser Lieder erinnert manchmal an die zweite Riege der New Wave, Bands wie The Sound und Wah. Damals. Anfang bis Mitte der 8oer Jahre, wurden Reggae und Funk mit einer ähnlichen Haltung zitiert: Wo Clash und Medium Medium die Entdeckung des guten Groove als etwas Revolutionäres feierten und entsprechend ausstellten, verwendeten die Wave-Bands der zweiten Generation diese Einflüsse dezenter, man könnte allerdings auch sagen beliebiger.
Hard-Fi leisten sicher keinen Beitrag zur Fortschreibung der Geschichte des Rock’n’Roll. Und trotzdem ist „Stars Of CCTV“ ein schönes Album, das einen gutgelaunt durch den Sommer bringt.