Hayden – Everything I Long For und Johnny Polonsky – Hi My Name Is Johnny :: Outpost / MCA und American / BMG

Zwei junge Songwnter aus den Weiten des amerikanischen Kontinents mit ihren Debüt-Werken. Zwei verschiedene Antworten auf Fragen wie: Was will ich von der Welt? Was sie von mir?

Johnny Polonsky aus Wilmette, Illinois, will Spaß und gibt Gas. Weshalb auf „Hi My Name Is Johnny“ zwar zehn Titel zu hören sind, das Ganze aber trotzdem schon nach gut 24 Minuten sein Ende findet War das was? Die Konzentration auf die knappe Form – exakt die Hälfte der Tracks bleibt klar unter der magischen Zwei-Minuten-Grenze brachte dem Monkees- und Beatles-Fan die naheliegenden Vergleiche mit Nick Löwe und (dem frühen) Elvis Costello ein. Noch naheliegender ist allerdings die Vermutung, Polonskys Förderer Frank Black habe in seinem Schützling eine Art juveniles Alter ego seiner selbst entdeckt. Den Vorwurf des bloß Epigonalen kann Polonsky zwar nicht immer, aber immer öfter entkräften. Besonders mit „It’s Good To Sleep“: Viel Dynamik in 1:49 Minuten und eine schöne Idee dazu. Einfach schlafen, wenn die Welt dich kirre machen will!

Kollege Hayden (Nachname: Desser) aus Thornhill Toronto, trägt ein wenig schwerer an der Welt. Wahrscheinlich, weil er – siehe Titel – ein wenig mehr von ihr wilL Vielleicht aber auch nur, weil er mit 24 immer noch bei Mom und Dad haust (Und sogar Lieder darüber schreibt!) Hayden gefalle ihm, gab ein 20jähriger Fan zu Protokoll, weil der „wirklich nichts zu sagen hat, aber dies so aufrichtig tut“. Eine einigermaßen erstaunliche Aussage, traut sich der Kanadier doch gerade die Dinge zu sagen, die bei anderen eher in den Tiefen des Tagebuchs entschwinden würden. Wobei längst nicht nur die autobiographische „Tragedy“ (Songtitel) gereicht wird. In „When This Is Over“ etwa (ver-) setzt sich Hayden auf die Rückbank zu zwei Kindern, die von ihrer Mutter im Auto ertränkt wurden.

Um diesen Schrecken angemessen darstellen zu können, greift er hier – wie bei einigen anderen Songs – auf ein volles Band-Backing zurück, was wohl dem schnell drohenden Image des Folk-Weicheis entgegenwirken soll. Aber im Prinzip wäre das gar nicht nötig, kann sich Hayden doch ganz auf seine attraktive (Nicht-)Stimme verlassen – from a whisper to a growl, das er Tom Waits-like wie auf Knopfdruck fast übergangslos aktivieren kann.

So bleiben die besten Songs die, in denen er mit ebenso wacher wie somnambuler Präzision dem eigenen Verschwinden entgegenarbeitet Und davon gibt’s auf „Everything I Long For“ gleich einen ganzen Haufen. Mit „Hardly“ gelingt Hayden eine beklemmende, unterschwellig aggressive Chronologie eines vergeblichen Annäherungsversuchs, und „We Don’t Mind“ verzaubert als leises Fanal zweier Verschworener gegen die Ansprüche der Außenwelt. Zumindest da kommen sich Hayden und Polonsky – siehe oben mal näher. Auch wenn sie sonst kaum mehr gemein haben als ihre Jugend. Und den vorletzten Buchstaben des Alphabets in ihren Namen.

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