„Huren für Gloria“
von William T. Vollmann revitalisiert den schönen Prometheus-Mythos. Wie jener aus Schlamm Menschen formte und dafür von den Göttern grausam gerichtet wurde, holt sich der suffköpfige Vietnam-Veteran Jimmy im Tenderloin, dem heruntergekommenen Rotlichtviertel San Franciscos, Haare und traurige Geschichten bei den Huren, um sich damit seine Idealfrau Gloria zusammenzufantasieren. Auch dieser Dr. Frankenstein der Imagination muss seine Hybris später büßen, das von ihm geschaffene Wesen schießt ihn mit der Flinte über den Haufen. Das kann ja eigentlich nicht sein, erzählt aber auch nur sein alter Vietnam-Kumpel Six Code, ein schon reichlich deliranter Heckenpenner. Vollmann reflektiert in diesem verkappten Künstlerroman indirekt die eigene Methode und also die Entstehung dieses Buches, denn auch er hat monatelang die Huren des Tenderloin Districts interviewt und diesen räudigen Stoff zu dem Roman hier synthetisiert, der sich im Dreck suhlt, keinen Abszess auslässt und den Heldinnen der Horizontalen dennoch eine Aura der Würde verleiht. Die gute Nachricht: Vollmann hat alles gut überstanden, nicht mal einen Leberschaden zurückbehalten!