Iain Matthews – God Looked Down :: Watermelon / Fenn

Eine heisere, besessene Linda-Blair-Stimme bellt einen Befehl, dann knallen Drums, viel zu rockig, eine Gitarre perlt, eine Orgel wummert, und dann hebt diese hyperfamiliäre, warme, sanft-sympadiische Stimme an, die noch immer so klingt, als könne sie kein Wässerchen trüben, entspannt, gleitend, glatt: „I am like Cathy’s clown/ So unbelieving, I’m bobbing und weaving/ I need to leave my mark.“

Als hätte Iain Matthews, neben Richard Thompson die ewige Konstante des britischen Folk-Rock, seine Duftmarken nicht schon hundertmal gesetzt, schwächere mit The Pyramid, Matthews Southern Comfort, Hi-Fi und Hamilton Pool, stärkere mit Fairport Convention und Plainsong. Auch seine Solo-Alben, mehr als ein Dutzend mittlerweile, changieren zwischen betörend und betulich. Das reicht vom Michael-Nesmith-produzierten Country- Rock-Klassiker „Valley Hi“ und dem noch dichteren, detailverliebteren „Some Days You Eat The Bear“ bis hin zu New-Age-verdächtigen Nichtigkeiten und Schönklang.

Unabhängig von den kreativen Schubkräften und stilistischer Befangenheit war Matthews stets ein Wanderer zwischen den Welten, nie nur britisch, selten pur-amerikanisch, obwohl er sich in seiner Wahlheimat Texas längst aufgehoben fühlt. Es ist gerade das transatlantische Moment, das musikalische Spannung erzeugt, das den besten Songs von Iain Matthews eine zusätzliche Dimension eröffnet, die den bodenständigeren Songwritern verschlossen bleibt. Das gilt sogar dann, wenn eine Seite die Oberhand gewinnt, meist Old Blighty, etwa im rührseligen Tribut an „Busby’s Babes“. Erst im Laufe der letzten Jahre, im Zuge der letzten drei Alben, verringert sich diese Spannung, werden Kurven begradigt, Umwege vermieden. Es scheint, als wäre Matthews vollends mit sich im Reinen und ein rundherum glücklicher Mensch, beneidenswert.

Und so sind die Songs auf „God Looked Down“ in der Regel reflektiv und nachdenklich, aber aus Distanz, als ob sich Matthews der Fragen anderer Leute annähme, fremde Nöte thematisierte. Ein Trugschluß möglicherweise, der vom leidenschaftslosen, oft berechenbaren Spiel der Mitmusiker, von Gitarrist David Grissom bis zur soliden, aber kaum swingenden Rhythm Section, nachdrücklich befördert wird. Nicht immer: „Southern Wind“ und „This Train“ sind vollkommen schlockfrei, und hin und wieder durchbricht eine hübsche Idee das Rock-Einerlei, etwas die versteckte Beatles-Reminiszenz in „Trigger Man“. „God“ ist wholesome: gesund, heilsam, zweckmäßig.

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