Immunity :: Darf Techno das? Elektronische Musik, die rau und organisch klingt

Wie so oft auf dieser Platte glaubt man zunächst kurz, sich in ein Hörspiel verirrt zu haben. Von rechts nach links oder links nach rechts zischt das Alltägliche, findet klappernd, knarrend, rauschend und scheppernd zu einem spröde zuckenden Beat zusammen. Und kaum ist dieser gefunden, klimpert schon ein Klavier dagegen an, wird zu einem störrischen Ritardando, das sich hineinwühlt in den ausgefransten Klangteppich von „Form By Firelight“

Die Stücke, die Jon Hopkins einem auf „Immunity“ vorsetzt, als elektronische Musik zu bezeichnen, wäre irreführend. Man kann da zwar Techno, Ambient oder House heraushören, doch die collagenhaften Kompositionen haben etwas unerhört Organisches, Grobes, Erdiges, Lebhaftes, widersetzen sich Electronica-Klischees, macht aus Störgeräuschen Melodien. Auch „We Disappear“ beginnt als Minihörspiel, als eine Flucht vor der Außenwelt in einen Raum, in dem es nur Klang gibt -verworrene Rhythmisierungen, unerhörte Sounds, fremdartige Harmoniemuster. Nichts ist bei Hopkins, der schon für Brian Eno und Coldplay gearbeitet

hat, selbstverständlich, jeder Ton, jeder Beat hat etwas Einzigartiges. Etwa wenn „Open Eye Signal“ mit einem pulsierenden Beat beginnt, der von einem Bass aufgegriffen wird und den Weg frei macht zu einer hypnotischen Geräuschsinfonie voller gegenläufiger Rhythmen.

„Breathe This Air“ holpert und schlurft, „Collider“ dreht sich monoton im Kreis. „Abandon Window“ erweist sich als meditativ-atmosphärischer Score. „Sun Harmonics“ ist eine Ambient-Nummer, die zu einem Dreiklangmotiv eine zaghafte Melodie entwickelt. Und der Titelsong setzt den betörend-meditativen Schlusspunkt des Albums, indem er ein schwermütiges Klaviermotiv auf ein mit der Stimme King Creosotes verziertes zart-pathetisches Gewebe aus Sounds treffen lässt.(Domino)

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