Jackson Browne – Solo Acoustic, Vol. I

Jackson Browne spielt hier viele Lieder, die von manchen Menschen in Ehren gehalten werden: „Fountains Ot Sorrow“, „For Everyman“, „For A Dancer“, „The Pretender“, „These Days“. Das jüngste dieser Stücke stammt von 1986. Dieses akustische Konzert wäre sowohl für „Unplugged“ (früher) als auch für „Storytellers“ geeignet, denn zwischen den Stücken erzählt Browne Anekdoten und Erinnerungen, plaudert und witzelt (was bei ihm halt Witzeln ist).

Im letzten Jahr trat der notorisch leise Songschreiber in einigen von ihm bevorzugten Städten auf, um seine alten Lieder zu Gitarre und Piano zu singen. Die Karriere stagniert seit den späten 80er Jahren, die Abfolge der Konzerte blieb lange schon in wesentlichen Teilen gleich. So sehr ihm das die Sympathie der Gemeinde sicherte, so evident ist das mangelnde Vertrauen in die jüngeren Songs. Und auch hier wirken „Barricades Of Heaven“ und, „Looking East“ gewollt. Sie sind freilich auch nicht aufgeladen mit je individuellen Sentiments.

Dennoch: Je mehr Browne unter die Fuchtel des Politischen geriet, gegen Atomkraft und Ölkonzerne und Umweltverschmutzer kämpfte und sich für Indianer und Latinos einsetzte, desto schwächer funkelte sein Ingenium für schmerzlich intime Songs. Die Zeit fürs Bekenntnishafte, für Introspektion und Seelenschau kam nicht zurück. Und obwohl „Running On Empty“ ja eine veritable Rock-Platte ist, war Browne nie im Rock’n’Roll verwurzelt. Mit den Eagles war er befreundet, aber deren kalifornischer Lebensstil war ihm so fremd wie das hedonistische „Take It Easy“, das er mit Glenn Frey schrieb, vor sehr langer Zeit.

Auch hier singt er das unverwüstliche Stück am Schluß. Zur Destruktion ist Jackson Browne nicht fähig, er bringt den Hit wie alle anderen Songs, wie die Ansprache vor „These Days“, in der er natürlich bescheiden Nico erwähnt und daß er – wahrscheinlich! – bei der ersten Aufnahme mitspielte. Einmal möchte man hören, was er über Nico zu berichten hätte. Über Warren Zevon. Über Springsteen. So aber kann man nur ahnen, daß „The Pretender“ nicht bloß Brownes bester Song ist. Sondern daß der Jedermann in dem Lied nach seinem eigenen Bildnis geschaffen wurde.

Ein ernstes, ein graziles Album – ein ganz ehrliches vermutlich nicht.

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