Jim Ford :: Demolition Expert

Nachgelassene Fragmente des erratischen Songschreibers

„Rare“, „raw“ oder „acoustic“ Demos nimmt ja inzwischen jeder Songwriter in irgendeiner Küche, Garage oder Kellerklause auf. Früher konnte man solche Mitschnitte sündhaft teuer und in garantiert mieser Qualität auf Flohmärkten und Plattenbörsen erstehen. Doch spätestens mit Dylans „Bootleg Series“ ist die Industrie auf den Zug des vermeintlich Unbearbeiteten und also Natürlichen aufgesprungen.

Bei „Demolition Expert“ fühlt man wieder diesen eigentümlichen Charme aus verrauschtem Geklampfe, vernuscheltem Geheul und endlosem Kneipengeplauder. Tatsächlich versteht sich keiner besser als Zerstörungsexperte von traditionellem amerikanischen Country-, Folk- und Soul-Songs als der tragische Außenseiter Jim Ford. Sage und schreibe 29 Stücke hat Bear Family Records für diese Kollektion zusammengestellt, allesamt in den 70er-Jahren in Fords Wohnzimmer entstanden. Vieles davon bleibt Skizze oder Andeutung, wie „I’d Be Ahead If I Could Quit While I’m Behind“, aber schließlich besteht der Reiz dieser Demos genau darin, dass sie ins Leere trudeln. Anderes scheint dagegen erstaunlich vollendet, wie das an Hank Williams gemahnende „We’re Not Burning Bridges Picture Show“, das auch als Outtake von The Band durchgehen würde. In der schwermütigen Ballade „Tonight“ lassen sich die melodieseligen Arrangements erahnen, die Fords Studioaufnahmen verzieren.

Gern hätte man erfahren, wer diesen Heimkonzerten beiwohnen durfte. Manchmal singt jemand eine Zweitstimme, manchmal lacht eine Muse aus dem Hintergrund, ein Fuß stampft den Takt. Zum Abschluss gibt’s ein paar Interviewschnipsel, in denen Ford als alter, halb verbitterter, halb sarkastischer Mann zu hören ist. (Bear Family) max gösche

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