Katharina Franck – First Take, Second Skin

Halb geträumte Erinnerungen an den Bubi-Schopf, der so flammrot war wie die Rickenbacker-Gitarre, die Katharina Franck damals über dem Anorak trug. Und die heizungswarm nostalgische Freude, daß die neue Musik wieder genau so klingt wie vor 20 Jahren ihre Band Rainbirds, nachdem Franck ja zuletzt nur noch Gedichte öffentlich verlesen hatte. Wem diese gesprenkelten, leise zitternden oder Tau-naß dahinreitenden Gitarren jetzt wie eine altbackene Paisley-Pop-Adaption vorkommen, der soll doch kurz daran denken, daß das in den 80er Jahren noch relativ ungewohnt war.

Und auch das kleine Dilemma der Sängerin und Komponistin Katharina Franck ist in der Solokarriere dasselbe geblieben: Sie hat sich immer am großen Lyrik-Lirum-Larum versucht, hat mit F.M. Einheit von den Neubauten Theatermusik gemacht, hat auf ihren Sprechplatten die Spielereien betrieben, die im Lebenslauf „Experiment“ heißen. Berlinerischer kann man sich gar nicht verhalten, doch am Ende war kein schräger Einfall annähernd so gut wie ihre Stimme. Die Nachtigallenhaftigkeit a la Joan Baez, das Rumhangeln um einen Ton wie bei Patti Smith – daß man diesen auf kurzfrisierte Art berauschenden Gesang wieder ausführlich hören kann, das ist die Kern-Berechtigung der Platte „First Take, Second Skin“, auf der ihre neuen Musiker den nieselnden, elektro-akustischen Folk-Pop mit ein bißchen Jazz- und Brecht/Weill-Winke-Winke so herrlich leicht dazuswingen, daß man zum Einpegeln der Anlage nie wieder eine Sting-CD nehmen will.

Einer versinkt im Meer und kehrt als Regen zurück, Steine frieren, das Ich bleibt immer Ich. Und von Katharina Francks englischen Versen bleibt nach einer guten Stunde (gut im Sinne von: angenehm) ebenso wenig zurück wie von irgendeiner Melodie, einem musikalischen Kniff. Grundsympathische, trotzdem sehr langweilige Platte.

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