King Tubby – The Dub Master Presents… :: Selekta/EFA

Über die Coverästhetik kann man diskutieren, doch das ist das einzige, was der Hamburger „Moll-Selekta“ Jan Szlovak bei der Wiederveröffentlichung der zwei King-Tubby-Alben vielleicht falsch gemacht hat. Die Innenfalz der Doppel-CD zeigt die Original-Hüllen von 1974 und 75, Tubby als „The Dubmaster“ mit Königskrone, auf dem ersten Bild garantiert aus Pappe (und mit dem Schriftzug, den später die Beta Band geklaut hat): Der Mixer posiert als Star, er hat kein Musikinstrument gespielt und nicht mal im eigentlichen Sinn produziert (das war Bunny Lee).

Ein sehr europäisches Konzept fiir eine Platte, so glaubt man. Geschichtsschreiber behaupten, dass Dub als Anheiz-Technik für Sound-System-Partys in Kingston erfunden wurde, und es wäre richtig interessant, die ganzenJamaika-Exotismen hinter sich zu lassen und sehen zu können, was in den Baracken-Studios tatsächlich vorgegangen ist, als Tubby und Lee sich die Bänder von Cornel Campbell und Horace Andy zur Brust nahmen und die unvorstellbare Avantgarde-Musik daraus mixten, die auf den Alben „The Roots Of Dub“ und „Dub From The Roots“ (hier beide komplett und digital remastert) veröffentlicht wurde.

Das Zischeln und Hallen, die zu Spinnennetzen vervielfachten Gitarren und zum Schluckaufgereizten Bläser sind oft beschrieben worden. Vom heutigen Standpunkt aus, wo Dub aus aller Welt billig zu haben ist, fasziniert das kämpferische Element in diesen Pionierarbeiten: wie die Frequenzen gegeneinander ringen, wie der Bass nach vorne drängelt, das Hi-Hat in den Himmel schießt und kurz darauf wieder aus der Erde wächst. Ob King Tubby der Erste war, ist egal, das sind Dub-Definitionen und Meisterwerke.

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