Kurt Nilsen – I
Da saßen sie, die blankgeputzten „Superstars“ aus den Ländern, die den Pop regieren, und sahen ganz schön alt aus. Weder Kelly Clarkson (USA) noch Will Young (UK) wurden am Neujahrstag zum „World Idol“ gewählt, auch unser Alexander schrammte knapp am Sieg vorbei. Es gewann ein 24-jähriger Klempner aus Bergen. Er hatte eine Riesen-Zahnlücke und eine fast noch größere Stimme, die Bono grüßte, aber nicht imitierte. Shona Fraser hielt ihn für einen Hobbit, ich halte ihn für das einzig Gute, was dieser Wettbewerb je hervorgebracht hat Kurt Nilsen, das macht den Unterschied, ist keine Blindschleiche, die rein zufällig singen kann. Er schreibt seine eigenen Songs, braucht auf „/“ nur drei Coverversionen, darunter Duran Durans „Ordinary World“, eine nette Wahl Aber dominiert wird das Album von Nilsens Melodien, er liebt es groß. Viel Dynamik, ein eingängiger Chorus, mitreißende Strophen – und darüber immer die schwelgerische Stimme, die sich vor Überschwang kaum retten kann. Bisweilen kippt sie einfach über. „Here She Comes“ ist ein Hit, „Sue Me“ schön gemein, „Lost In Despair“ rührend. Hin und wieder stürzt der Rockpop noch ins Banale ab oder verrennt sich in Klischees („Smell The Roses“), aber da ist noch viel möglich. Respekt.