Kylie Minogue – White Diamond/Homecoming

Ein „Personal Portrait“ der Künstlerin verspricht Regisseur William Baker, und Kylie Minogue sagt gleich zu Beginn der zweistündigen Tournee-Dokumentation „White Diamond“, sie mache das alles nur ihm zuliebe, eigentlich bevorzuge sie es, Privates für sich zu behalten. Freilich redet sie dann doch ausführlich über die Krebserkrankung und die Folgen, über ihre Ambitionen und Erschöpfungszustände. Nebenbei stellt sie ihr „Darling“-Parfüm vor und trifft im nächsten Moment krebskranke Kinder, dann singt sie, auf einem großen Halbmond sitzend, „Somewhere Over The Rainbow“ und dabei schafft sie es tatsächlich, immer sympathisch und gar nicht nur automatenhaft zu wirken.

So gewöhnlich das alles ist, man kommt nicht umhin, ihren Charme zu bewundern, ihr strahlendes Gesicht und mit Glück vergisst man darüber manchmal die Musik. Zwischen all den Kostümwechseln, den Tänzern und Akrobaten fällt kaum auf, dass Kylie nur wenige wirklich gute Popsongs hat – eine Tatsache, die sie immer von Madonna unterscheiden wird. Ansonsten ähneln sich die Shows frappierend, in ihrer Überprofessionalität und Perfektion, die hier nur durch Kylies gelegentliche Gefühlswallungen gebrochen wird. So nett ist die kleine Australierin, dass sogar Bono nicht mehr widerstehen kann, auch wenn er sich lächelnd fragt, wieso – „apart from all the obvious reasons“. Er macht für sie bei „Kids“ den Robbie und stellt dann den entscheidenden Unterschied zu einer Rock-Show fest: Alles choreografiert! Wie ein Musical! Genau das ist der Knackpunkt der „Homecoming“-Show, die auf der zweiten DVD noch einmal komplett zu sehen ist: Es gibt kaum Raum für Spontaneität und keine Zeit für Leidenschaft. Das mag Menschen genügen, die sich bei „Cats“ und „König der Löwen“ köstlich amüsieren. Wer von Musik etwas mehr Aufregung erwartet, wird sich dann doch irgendwann langweilen.

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