La Roux :: Trouble In Paradise
Elly Jackson macht auch allein verführerischen Dance-Pop
Seit ihrem mit einem Grammy ausgezeichneten Debüt, das vor fünf Jahren eine neue Welle der von den 80er-Jahren geprägten Tanzmusik einläutete, ist eine Menge passiert: Zuerst verlor Elly Jackson ihre Stimme, dann litt sie an Panikattacken. Als dann mit dem Abgang von Kompagnon Ben Langmaid aus dem britischen Synthie-Pop-Duo auch noch eine Solonummer wurde, schien die Zukunft von La Roux ungewiss. Nun allerdings meldet sich die androgyne Sängerin und Multiinstrumentalistin mit ihrem zweiten Album zurück. Es besteht aus neun mit ihrem Co-Produzenten Ian Sherwin eingespielten Songs, die Erinnerungen an The Human League und Yazoo wachrufen, an Tom Tom Club und Tears For Fears. „Trouble In Paradise“ klingt weniger unterkühlt als der weltweit knapp zwei Millionen Mal verkaufte Erstling, nimmt aber dank cleverer Hooks ebenso rasch für sich ein. Jacksons Gesang klingt so verführerisch wie verletzlich; das zentrale Spannungsverhältnis des Albums, das im Titel bereits angelegt ist, wird dadurch erfahrbar. Kommt „Kiss And Not Tell“ noch naiv und verspielt daher, sieht die Sache beim unfassbar schönen „Cruel Sexuality“ schon ganz anders aus: „You make me happy in my everyday life/ Why must you keep me in a prison at night?“ Das hier stets ambivalent behandelte Thema Sexualität wird in „Sexotheque“ wieder aufgegriffen, diesmal gewitzter anhand gängiger Geschlechterklischees: „He wants to know what it feels like to mess around/ She wants to know what it feels like to settle down.“ Ihn zieht es also in den Rotlichtbezirk, sie auf die heimische Couch. Hoffen wir, dass die um einige funkige Elemente erweiterte Musik von La Roux wenigstens einige Männer und Frauen auf die von Tränen benetzte Tanzfläche lockt. Und dass zumindest hin und wieder vor dem Sex die Sehnsucht kommt, wie ihre Ballade „Let Me Down Gently“ nahelegt: „I hope it doesn’t seem like I’m young, foolish and green/ Let me in for a minute/ You’re not my life but I want you in it.“ Es bleibt dabei: Etwas Warmes braucht der Mensch.