Lady Vengeance
Den Furor der Rache zelebriert Park nach „Sympathy For Mr. Vengeance“ und „Oldboy“ ein weiteres Mal in einem raffinierten, undurchsichtigen Szenario mit kathartischer Gewalt. Die junge Lee (Yeong-ae Lee) wird nach 13 Jahren aus dem Knast entlassen. Verurteilt wurde sie wegen der Entführung und Ermordung eines kleinen Jungen. Sie sucht ihre Tochter, die mittlerweile bei europäischen Pflegeeltern lebt, lässt sich dann eine Spezialwaffe anfertigen und tüftelt einen Plan aus, um Vergeltung zu üben an ihrem einstigen Kindergartenlehrer Mr. Beak (Min-sik Choi). Der Film verläuft anfangs fast alltäglich, lotet allmählich den Charakter hinter Lees makellosem und ausdruckslosem Gesicht aus und deckt erst im letzten Akt ihr Geheimnis auf, das aber dann noch von einer barbarischen Entdeckung überschattet wird. „Lady Vengeance“ ist nicht so fiebrig und wild wie „Oldboy“, eher poetisch und hypnotisch, zieht einen aber mit visueller Intensität in seinen Bann. Im Finale fällt Parks anmutiger Todesengel eine Entscheidung, die beide vorherigen Filme seiner Trilogie an Drastik und makabrem Witz übertreffen. In filigranen Bildkompositionen watet man durchs Blut, und da wird Selbstjustiz zu einem schmerzlichen Gewissenskonflikt, dem man sich auch als Zuschauer kaum entziehen kann. Damit ist „Lady Vengeance“ Parks bisher wohl reifstes Werk.