Lisa Kränzler :: Lichtfang

Einmal mehr erzählt Lisa Kränzler von dem (selbst-)quälerischen Dasein eines weiblichen Borderline-Charakters. In ihrem Debüt „Export A“ hatte sie von der deutschen Austauschschülerin Elisabeth Kerz im evangelikalen Kanada geschrieben und im 2013 für den Leipziger Buchmessepreis nominierten Entwicklungsroman „Nachhinein“ ließ sie ihre Leser in die Köpfe ihrer beiden klischierten Sozialtypen Jasmin und Lotta blicken. Nun hat die bildende Künstlerin aus Freiburg ihr Debüt mit neuer Hauptperson quasi fortgeschrieben. Zurück aus Kanada, traktiert die Schülerin Lilith Zerl ihre Arme mit Rasierklingen, ihren anorektischen Körper mit einem Rollkragen-Korsett und ihre Seele mit Selbstmordgedanken. Der Grund für diese Selbstkasteiung bleibt im Dunkeln, überforderte Eltern und der Junkie Kurt bilden das Katastrophenspalier. Kränzlers Konzept des radikalen Entwicklungsromans funktioniert in der Form hier ein letztes Mal und auch nur, weil alle sprachlichen Regler auf Anschlag gestellt sind. Die Handlung überrollt den Leser wie eine gewaltige Welle. Alles, was jetzt noch kommen könnte, kann nur noch Lärm sein. (Suhrkamp, 16,95 Euro)

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