Live 8

Die Zyniker mögen lachen, soviel sie wollen: „Live 8“ war ein sensationeller Erfolg, politisch und musikalisch. Auf vier DVDs gibt es jetzt die Höhepunkte, falls dem einen oder anderen bei den 13 Stunden Live-Übertragung etwas durch die Lappen ging. Zum Beispiel: U2, die für Paul McCartney die „Lonely Hearts Club Band“ geben. Michael Stipe, der gegen seine Gewohnheit bei „Everybody Hurts“ alle zum Mitklatschen animiert. Pink Floyd, wieder vereint und dauergrinsend. Robbie Williams. Und dann diese ulkigen Duette: Elton John mit Pete Doherty, Chris Martin mit Richard Ashcroft, Mc-Cartney (schon wieder!) mit George Michael, Neil Young mit Ehefrau Pegi. Alles ist ein bißchen anders bei „Live 8“: Die Knalltüte Will Smith kann plötzlich große Reden schwingen. Blondchen Brad Pitt verlassen alle schauspielerischen Fähigkeiten, nur David Beckham ist so dumm wie erwartet. Die Jungen bemühen sich, aber lässig wirkt fast keine der ach so coolen Bands: Razorlight halten sich überraschenderweise sehr zurück, bei Keane glühen die Backen mehr denn je, die Kaiser Chiefs verstecken sich hinter Sonnenbrillen. Die Darbietungen sind solide, nicht mehr. Es sind natürlich Coldplay, die nach U2 die Herzen gewinnen. Und die sonst eher nervige Annie Lennox verzaubert mit einem unprätentiösen Auftritt die Massen im Hyde Park, während Madonna sich ohne Playback ganz schön anstrengen muß. Aber gut sieht sie aus. Okay, es gibt auch mühsame Momente: Def Leppard und Duran Duran sind wieder ausgegraben worden; Destiny’s Child und Mariah Carey kämpfen um den Preis für den gefühllosesten Gesang in den knappsten Kleidchen; UB40 spielen tatsächlich „Red Red Wine“. Aber bei so einem Triumph fallen solche Kleinigkeiten kaum ins Gewicht. Das letzte Wort hat Bob Geldof: „What a day.“

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