LIVE – SECRET SAMADHI :: Universal

Die Kids haben einen Knall. Hören das Wischiwaschi-Gepoppe von Frollein Stefani und No Doubt (Hit wg. Liebeskummer!), aber auch das dräuende Geschwurbel von Live, die mit 18 Jahren eine Platte aufnahmen, bereits damals wie R.E.M. (nur nicht so gut) klangen und tatsächlich erfolgreich wurden. Warum nur, warum?

Erstens. Live leiden, und zwar ohne Grund. Schon auf ihrem letzten Album saßen immerzu Drogensüchtige an der Biegung des Flusses in dem Örtchen, in dem Ed Kowalczyk laufen lernte. Und dergleichen. Das war zu der Zeit unmittelbar nach dem Tod von Cobain, und Kowalczyk war betrübt, wollte aber dezenter leiden. Bald darauf schor er seinen Kopf. Die Jugend dankt: sozialverträglich grübeln! Und den Müll wegbringen.

Zweitens. Live lieben, und zwar den Stadionrock. Das Pathos. Die große Geste. Die Dunkelheit. U2. Pearl Jam. Kowalczyk, ein grundsympathischer Mensch, gefällt sich als Beglücker und Verkünder. Da ist die Mystik nicht weit: „Insomnia And The Hole In The Universe“. Seltsam auch der Song „Freaks“, in dem Ed jemanden fragt, ob er zu Geraldo laufen würde, wenn Mutter unkeusch mit ihm schliefe. Emotions-Rock also, der vor keiner Schauergeschichte zurückschreckt. Der „Heropsychodreamer ist natürlich Ed Kowalczyk selbst.

Drittens. Live lullen, und zwar ein. Ihre Musik ist so kompakt und wuchtig wie eine Lokomotive, in die fortwährend Kohle geschaufelt wird, und dann dampft es ganz vieL Und in dem Gewaber wird es gemütlich warm. Das Prinzip geht so: Kowalczyk raunt, die Instrumente raunen auch. Kowalczyk knurrt, die Instrumente knurren auch. Einkehr und Ausbruch. Die Melodien streben immer himmelwärts, heimwärts. Es werde Kitsch.

Aber, viertens, wenigstens richtiger. Hier muß sich niemand des Gefühls schämen, muß niemand auf der Straße herumlungern. Ed nimmt uns mit Vom Buddhismus erleuchtet, hat er Frieden gefunden und möchte ihn mit allen Gerechten teilen. Live hören heißt Lebenshilfe. Dazu sagen wir (auch mal jung) ja.

Arne Willander

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