Live – Songs From Black Mountain
Er habe es sich in seiner Nische bequem gemacht, konstatierte Ed Kowalczyk in der letzten Ausgabe dieses Magazins. Die allgemeinverträgliche Spiritualität, das breitenwirksame Pathos, der gar nicht mehr alternative Ex-Grunge – jenseits der verschleppten Adoleszenz sei das doch nun mal das USP der Marke Live, so ungefähr war zu lesen, und das könne man doch gut bedienen.
Natürlich kann man keine guten Platten machen, wenn man sich so eingerichtet hat und nirgendwo mehr hin will. Und so ist „Songs From Bleich Mountain“ ein selbstzufriedenes Album ohne Störfall und entsprechend gänzlich ohne Überraschung, dafür mit entnervend simplen Liedern. Es passt kein neuer Wein in diese alten Schläuche, zumal Kowalczyk tatsächlich ein ganzes Repertoire lang ausschließlich Standards sucht und findet. Die erschreckend gefällige Single „The River“ entpuppt sich da leider nicht als Ausnahme, sondern ist vielmehr der Vorbote für ein ganzes Album mittelschwerer Nichtigkeiten – „uplifting“ nennt Kowalczyk das, und man kann das bestimmt so sehen, zumal sowohl die neue Plattenfirma als auch der US-amerikanische Markt laut applaudieren werden.
Aber es kamen ja einst bedeutsame Lieder aus diesem schwarzen Berg, auch wenn die Ernte pro Album schon immer dünn ausfiel. Das war damals, als Live zumindest irgendwie in den Kreis der Grunge-Großen gehörten und einen Zeitnerv genau trafen; auch später gelangen Lieder wie „Lakini’s Juice“, die sich nicht in Repetition genügten.
Die Guten ins Töpfchen: Der halbdunkle Schunkler „Get Ready“, im Konzert bestimmt ein guter Moment. Das einigermaßen atmosphärische „Show“, weil es brennt im Chorus und fordert und barmt; auch „Sophia“ funktioniert in diesem Sinne. Schließlich der Groove-Rock-Jam „Love Shines“, weil er leibt und lebt und wie ein Live-Mitschnitt klingt. Ansonsten ist es still im Berg.