Long John Baldry – It Ain’t Easy

Als Boß der Hoochie Coochie Men und später mit Steampacket und Bluesology hatte er vielversprechende Jünglinge wie Rod Stewart und Elton John beschäftigt. Aber zum selben Zeitpunkt, als sich die Steampacket-Kollegen Brian Auger und Julie Driscoll auf eine progressivere Form des Musizierens verständigten, beschloß er, Popstar zu werden. Kurze Haare, teure Anzüge und messerscharfe Bügelfalten waren Voraussetzung, und mit der entsetzlichen Edelschnulze „Let The Heartaches Begin“ hob er dann tatsächlich ab. Das war schon eine ziemlich schmalzige Stulle, mit der er es an die Spitze der Hitparade brachte. Danach kam noch „Mexico“, aber von so was zehrte er auch nicht ewig.

Man konnte den Zwei-Meter-Mann mit dem knarzig-rauchigen Bariton, der mal als bekennender Big Bill Broonzy-Fan begonnen und unter dem Einfluß von Cyril Davies eine gewisse Affinität zu Jazz entwickelt hatte, dafür auch zu hassen beginnen. Seine Karriere war also schon in steilem Sinkflug begriffen, als die beiden gerade langsam zu Superstars avancierenden Rod Stewart und Elton John gutmütig ihrem Chef aus alter Verbundenheit den Versuch einer Comeback-LP produzierten. Stewart mit der exquisiten Truppe seiner Solo-Platten (darunter Steel-Guitar-Virtuose Sam Mitchell, den Baldry – wie der stolz anmerkt – ihm mal empfohlen hatte) die A-Seite und Elton mit Hookfoot die andere. Exzellente und teils angenehm ausgefallene Vorlagen lieferten für „It Ain’t Easy“ Ron Davies mit dem Titelsong, Willie Dixon, Leadbelly, Elton John, Faces und Randy Newman – der mit „Burn Down The Cornfield“. Auch die Fugs, deren „Morning, Morning“ zu den besten Aufnahmen zählte. Kein Wunder also, daß die Platte ein totaler Flop wurde. Soviel instrumentale und sängerische Klasse (Gast: Maggie Bell in großer Form damals) erwartete kaum jemand von dem wohl noch weithin als Schmalzier verrufenen Sänger.

Seine Freunde gaben nicht auf und produzierten mit „Everything Stops For Tea“ (3,5) ein weiteres Album: Mehr Willie-Dixon-Klassiker und liebevoll interpretierte Traditionals (Davey Johnstone wunderbar bei „Wild Mountain Thyme“ musizierend und Elton John mitsummend, Rod Stewart bei „Mother Ain’t Dead“ zum Banjo greifend und auch singend, Klaus Voorman, Ray Cooper und andere Asse mit im Studio), ein Abstecher nach New Orleans mit „Iko Iko“ und ein Blues aus der Feder von Sam Mitchell, der da auch seine große Slide-Klasse demonstrierte.

Es ist nicht ganz fair, daß John Baldry in den Liner Notes nachträglich behauptet, diese Sessions habe Rod Stewart als eine Art Durchlauferhitzer für den Millionenseller „Every Picture Tells A Story“ genutzt. Das war bei Workaholic Elton John, den Rod bei einer Weihnachtsparty Warner Bros.-Boß Joe Smith vorgestellt hatte, sowieso nicht der Fall. Der bot seine Dienste als Produzent nur unter der Bedingung an, daß er dabei auch Klavier spielen dürfe. Der ausgefallenste war auf der zweiten LP der Titelsong, Music-Hall-Hommage und ein pures Stück Nostalgie. Wieso es eine andere Ron-Davies-Komposition. „I’m Just A Rake & Ramblin‘ Boy“ (Folk pur, wie der Titel anzeigt) und das ebenfalls im Duett mit Joyce Everton gesungene „Only Love Can Break Your Heart“ nicht auf die LP schafften, ist schleierhaft. Das sind jetzt Zugaben wie der „Bring My Baby Back To Me“-Blues als Mitschnitt vom April 1972 auch.

Sid Griffin wird den weithin gern unter Wert gehandelten Platten in seinen Liner Notes gerecht. Geheimnis von Sätzer und Korrektorat bleibt, wieso Leadbelly als Komponist im Kleingedruckten zu „Only Love Can Break Your Heart“ auftaucht.

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