Maria McKee – Live In Hamburg

Seit zwei Alben macht Maria McKee, was sie will. „Life Is Sweet“ und „High Dive“ haben Schluss gemacht mit Country und Americana, mit Nashville und Lone Justice – und haben McKee also an einen Ort gestellt, der weiter nicht entfernt sein könnte von den oft problematischen Erwartungen der Musikindustrie und den Fans der ersten Stunde.

Besonders das 1996 erschienene, kommerziell unbrauchbare „Live Is Sweet“ war ein Befreiungsschlag. McKee gab den Bowie, spielte neurotisch verworrene, düster pathetische Lieder mit krächzenden Gitarren und erzählte ganz aussichtslose Geschichten von der Liebe, dem Scheitern und viel innerer Pein.

We know who we are: absolutely barking stars. Eine Wucht!

Nun dokumentiert eine Live-Platte den Aufstand. „Live In Hamburg“ wurde im vergangenen Jahr auf Kampnagel aufgenommen und enthält praktisch ausschließlich Lieder der letzten beiden Platten. Nur eine wunderbar zarte, mit bebender Stimme vorgetragene Version von dem immer anrührenden „Breathe“ schlägt die Brücke zu McKees Solodebüt.

„Live In Hamburg“ ist einer dieser von fleißigen NDR-Radiotechnikern unternommenen Live-Mitschnitte, und entsprechend unbehauen tönt es hier. Vorm geistigen Auge sieht man den Mischer schwitzen, wenn das Keyboard mal zu spät in den Mix fährt oder die Trommeln plötzlich laut ins Playback wummern. Doch dieses Nackte, Unverschleierte passt gut zu dieser Maria McKee, die selbst nichts zurückhält und sich durch ein wirklich beeindruckend hingebungsvolles, inbrünstiges Set kämpft. Das leise unterarrangierte „This Perfect Dress“, das zerschossene „Scarlover“, das vollkommen verlassene „Life Is Sweet“: sehr schön. Aber auch die Lieder vom vielleicht etwas überkandidelten Album „High Dive“ machen sich auf der Bühne gut.

McKee selbst ist hier endgültig nicht mehr die oft launische, über die Maßen energetische junge Frau; die Stimme ist tiefer geworden, das Vibrato schwingender – und das theatralisch Vollmundige verleiht der 40-Jährigen das Antlitz einer werdenden Diva.

Übrigens kündigt McKee auf ihrer Website an, dass das neue Studioalbum wieder eher rootsig werde und an ihr Frühwerk anknüpfen solle. You gotta sin to get saved? So soll man das nicht sehen.

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