Maria Sveland – Bitterfotze

Bitterfotze von Maria Sveland schreibt Erica Jongs Feminismusklassiker „Angst vorm Fliegen“ aus den 70er Jahren fort. Seit Jong hat sich nämlich nicht mehr sehr viel geändert, weiß Sara als Journalistin mit Schwerpunkt Feminismus nicht nur theoretisch, sondern aus eigener Anschauung. Sie beschreibt ganz gut. wie sich Männerbündelei, Revierbehauptungsgetue und diese selbstverständliche virile Überlegenheitsattitüde selbst in einem vermeintlich aufgeklärten Umfeld wie der Redaktion eines Fernsehsenders erhalten haben. Als sie diese Geschlechterdisparität auch noch in der eigenen Beziehung wahrnimmt und sich aufreibt zwischen ihren Verantwortungen im Job und als Mutter eines zweijährigen Sohnes, flieht sie für eine Woche aus dem nasskalten Stockholm nach Teneriffa, um die Müdigkeit los und sich über die Ursachen ihrer geschlechtsbedingten Frustration, ihrer „Bitterfotzigkeit“, klar zu werden. Am besten ist der Roman, wenn Svelands Alter ego in diesem Rentnerparadies mit Scharfblick und furioser Boshaftigkeit die maskulinen Unterdrückungsmechanismen an den Nachbartischen seziert, wenn sie sich in zwischen Wut und Traurigkeit schwankenden Rückblenden an ihre Kindheit erinnert, die von einem meistens abwesenden, saufenden Patriarchenvater gezeichnet ist, oder wenn sie über die emanzipatorischen Defizite in ihrer eigenen Ehe schimpft. Ihr gelingt das Kunststück, ihren gerechten Zorn sogar dem männlichen Leser verständlich zu machen, vielleicht weil sie ihm nicht den Eindruck vermittelt, er gehöre besser abgeschafft. (8,95 Euro)

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